Familiengeschichte

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timphilipp Avatar

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Bei der Lektüre des immerhin 510 Seiten umfassenden Romans bin ich nur deshalb am Ball geblieben um zu erfahren, wie sich alles in dieser einem Krimi ähnelnden und deshalb durchaus spannenden Geschichte am Ende auflöst. Doch richtig packen konnte sie mich nicht. Gefremdelt habe ich bereits mit den für mich fremd klingenden Vornamen der meisten Protagonistinnen, mit denen ich überhaupt nicht warm werden konnte. Geht es hierbei natürlich nur um eine Belanglosigkeit, so wiegt mein anderer Kritikpunkt schon sehr viel schwerer – die Geschichte ist zu konstruiert und nicht recht nachvollziehbar. Das fängt damit an, dass sich die Wege von drei Generationen zweier Familien über ein ganzes Jahrhundert hinweg immer wieder kreuzen und die Mitglieder der einen immer mehrfach kriminelle Handlungen begehen, die sich zum Nachteil der anderen auswirken. Es gibt viel zu viele Tote. Ganz abstrus aber ist, dass eine Frau der mittleren Generation im ganz jungen Erwachsenenalter und unbescholten bis dahin zu einer achtunddreißigjährigen Freiheitsstrafe wegen vermeintlicher Begehung einer linksextremistischer Straftat verurteilt wird und diese dann auf einer Gefängnisinsel verbüßt, während der Haft sogar noch Zwillingstöchter zur Welt bringt, mit denen sie erst nach siebzehn Jahren ein gemeinsames Leben in Freiheit führen kann. In unserem Rechtssystem ginge es doch merkwürdig zu, wenn man das Handeln der jungen Täterin derart verkennen und ihrem von ihr selbst vorgeschobenen Verhalten aufsitzen würde. Dieses Konstrukt können dann auch nicht die atmosphärischen Naturbeschreibungen in den Elbmarschen ausgleichen, die ihrerseits die Region zu sehr romantisieren.
Am ehesten ist das Buch etwas für eine jüngere Leserschaft.