Authentische Erzählung

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Fern Brady lässt uns in ihrem Buch tief in ihre Welt eintauchen. Sie beschreibt mit schonungsloser Ehrlichkeit, wie es ist, mit Autismus in einer oft unverständigen Gesellschaft zu leben und wie das auch ihr Privatleben beeinflusst. Der Erzählstil hat mir besonders gut gefallen. Die Autorin schafft es, mit ihrem Humor und einer direkten, manchmal scharfen Art, die Leser zu fesseln. Es ist wirklich mutig, so offen über einen Teil ihrer Persönlichkeit zu sprechen, den sie selbst nicht in jeder Facette versteht. Allerdings waren mir die Rückblenden stellenweise etwas zu verworren, was das Lesen manchmal erschwert hat. Einige Passagen wirken auch wie eine Abrechnung mit bestimmten Personen in ihrem Leben. Trotzdem ist das Buch eine Art Coming-Out: Fern Brady versteckt sich nicht mehr und geht mit ihrem Autismus so offen wie möglich um. Besonders wertvoll finde ich das Werk in Hinblick auf junge Menschen, die möglicherweise noch auf eine Diagnose warten oder Schwierigkeiten haben, sich selbst zu verstehen. Bei Frauen wird Autismus meist sehr spät diagnostiziert, wenn es überhaupt zur Diagnose kommt. Auch wenn ich selbst nicht direkt mit Autismus zu tun habe, fand ich diesen Blick einer betroffenen Person sehr interessant, besonders in Bezug auf die sogenannten „Meltdowns“, bei denen die Betroffenen von ihren Gefühlen übermannt werden und es eine Art Kurzschluss-Reaktion gibt. Die angesprochenen Themen rund um Feminismus und Sexismus werden im Buch zwar angeschnitten, aber die Ausführungen gehen nicht so tief, wie ich es mir gewünscht hätte. Das klingt jetzt vielleicht nach viel Kritik, aber insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen, und ich spreche auf jeden Fall eine Leseempfehlung aus.