Ehrlich, aber auch unsympathisch
Fern Brady schreibt in diesem Buch wie in einem Tagebuch über ihr Leben mit unentdecktem Autismus. Schonungslos legt sie ihre Erlebnisse offen und zeigt, was ihr alles widerfahren ist – und lässt einen dabei fragen, wie anders ihr Leben wohl mit einer frühen Diagnose verlaufen wäre. Sie erzählt von traumatischen Kindheitserfahrungen, hilflosen Menschen um sie herum und Psychiaterinnen, die ihr nicht helfen konnten oder wollten. Alles kommt ungeschönt und roh zur Sprache.
Doch trotz dieser Ehrlichkeit bleibt Fern oft unsympathisch. Ich vertrete zwar nicht die Ansicht, dass Frauen immer besonders liebenswürdig und angepasst sein müssen, trotzdem brauche ich einen moralischen Kompass. Brady schreibt über ihre eigenen Erfahrungen, als ob sie für alle Frauen mit Autismus gelten würden. Dabei vermittelt sie auch, dass ihr Moralverständnis kaum existent ist: Fremdgehen und Körperverletzung sind für sie offenbar kein Problem, und sie sagt explizit, dass sie das nicht bereut. Auch Frauen gegenüber ist sie urteilend und abwertend. Sie scheint ihre eigenen sexistischen und ableist Denk- und Verhaltensweisen nicht zu bemerken. Für eine Autobiografie einer Frau in den Dreißigern wirkt sie erstaunlich wenig reflektiert – und witzig ist der Schreibstil auch nicht.
Insgesamt ist es ein schonungsloses Buch, das einen Einblick in Ferns Welt gibt. Es zeigt, wie sie mit Neurodiversität und Sexismus kämpft, doch die starke, fast selbstgerechte Darstellung ihrer Sichtweise lässt Fragen offen und schließt andere Erfahrungen aus.
Doch trotz dieser Ehrlichkeit bleibt Fern oft unsympathisch. Ich vertrete zwar nicht die Ansicht, dass Frauen immer besonders liebenswürdig und angepasst sein müssen, trotzdem brauche ich einen moralischen Kompass. Brady schreibt über ihre eigenen Erfahrungen, als ob sie für alle Frauen mit Autismus gelten würden. Dabei vermittelt sie auch, dass ihr Moralverständnis kaum existent ist: Fremdgehen und Körperverletzung sind für sie offenbar kein Problem, und sie sagt explizit, dass sie das nicht bereut. Auch Frauen gegenüber ist sie urteilend und abwertend. Sie scheint ihre eigenen sexistischen und ableist Denk- und Verhaltensweisen nicht zu bemerken. Für eine Autobiografie einer Frau in den Dreißigern wirkt sie erstaunlich wenig reflektiert – und witzig ist der Schreibstil auch nicht.
Insgesamt ist es ein schonungsloses Buch, das einen Einblick in Ferns Welt gibt. Es zeigt, wie sie mit Neurodiversität und Sexismus kämpft, doch die starke, fast selbstgerechte Darstellung ihrer Sichtweise lässt Fragen offen und schließt andere Erfahrungen aus.