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schokobook Avatar

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Das war teilweise harter Kost. Ich habe bisschen gebraucht. Und das obwohl ich mit Autismus in der Familie Erfahrung habe.
Wenn man anders ist und das spürt, aber niemand helfen möchte oder Ahnungen als Unfug abtut, dann steht man da ziemlich allein. Die Autorin hat allerdings auch seitens ihres Elternhauses Probleme. Die Mutter versteht Fern überhaupt nicht und kämpft ehr gegen ihre Tochter. Das ist mir unbegreiflich. Es ist schwer, wenn Kinder Diagnosen kriegen und Eltern damit konfrontiert werden, dass ihr Kind anders ist. Das muss aber gar nichts negatives sein, wenn man es schafft sich auf das Anderssein einzulassen. Ja das kostet Kraft. Das kostet Nerven, Zeit, Geld. Jajaja, aber jedes Kind kostet, nicht wahr? Die Eltern der Autorin waren ihr keine Hilfe und sie hat früh lernen müssen für sich selbst einzustehen. Die Diagnose, mit 30 Jahren, hat für sie selbst dann Erleichterung gebracht um das Wissen, das sie sich in sich selbst nicht geirrt hat. Aber ihr Umfeld irrt weiter. Überall stößt sie mit ihrer Art an und wird Überreizungen ausgesetzt, die einen Shutdown zur Folge haben. Das einzige was bei männlichem Autismus anders ist, ist die meist frühere Diagnose. Frauen werden abgestempelt und mit Attributen abgestempelt. Man muss hier Glück haben einen guten Diagnostiker zu finden der Autismus feststellt und dann noch mehr Glück, dass die die Umgebung sich anpasst. Denn darauf resultiert Autismus. Nicht die Autisten müssen sich in unserer Welt anpassen, sondern wir müssen in die Welt der Autisten hinein. Jeder Autismus ist anders. Das heißt, wenn du einen kennst, kennst du genau einen Autisten! Dieses einlassen auf die Besonderheiten erfordern Toleranz und Akzeptanz seitens derer die nicht autistisch sind. Und damit das funktioniert, benötigen wir Aufklärung. In der Hoffnung das es vielleicht für nachfolgende Autistinnen leichter wird, beschreibt dieses Buch von Fern Brady ihre Erfahrungen! Es werden sich viele Frauen mit Autismus hier wieder finden. Denn es geht um das Unverständnis mit Diagnosen den Alltag zu bestehen in einer nicht autistischen Welt. Ebenso fand ich hier den teils leichtfertigen Umgang mit Medikamenten interessant. Ärzte verschrieben ihr Beruhigungsmittel und Medikamente gegen Depressionen - ohne zu wissen wie Autisten überhaupt mit Medikamente eingestellt werden müssen ( wenn man diese überhaupt braucht ) teilweise sind die ganz sicher nicht gerechtfertigt. Furchtbar! Das ganze Leben dreht sich darum, und warum? Weil anders bei sichtbaren Krankheiten oder Behinderungen das Verständnis, die Aufklärung und die Sichtbarkeit fehlt. Überall. Das Buch hier soll sichtbar machen, was weibliche Autistinnen erleben und auch welche sexistischen Machenschaften sie ausgesetzt werden, weil sie Phrasen und Sprichwörter oder uneindeutige Aufforderungen missverstehen. Das wird natürlich ausgenutzt. Auch von männlichen Ärzten, die behaupten das wenn sie in einer Beziehung ist und Sex hat, ganz sicher keine Autistin sein kann. Bei sowas geht mir die Hutschnur hoch (RW)! Ekelhaft und das als Arzt! Das Buch wird keine Revolution auslösen, aber wer es liest, wird den Umgang mit Autismus hoffentlich eins Stück weit verstehen und umsetzen können.