Sehr persönlich

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buecherwurm Avatar

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Eine solch persönliche Geschichte kann man eigentlich nicht bewerten. Man spürt, hier ist alles gnadenlos ehrlich, nichts erfunden oder literarisch aufgearbeitet. In einem heiteren und flüssig zu lesenden Text erfahren wir teilweise furchtbare Dinge über den Kampf der im schottischen Arbeitermilieu aufgewachsenen, inzwischen als Comedienne etablierten Fern Brady. Ebenso erfahren wir, wie wenig die Gesellschaft einschließlich des medizinischen Fachpersonals bereit ist, den Bedürfnissen autistischer Menschen entgegenzukommen. In der Regel sieht es so aus, dass insbesondere betroffene Frauen mühsam schauspielerische Fähigkeiten entwickeln müssen, um sich als nicht-autistisch darzustellen, um egal wo überhaupt klarzukommen. Das ist auf Dauer wahnsinnig anstrengend und führt zu regelmäßigem Ausrasten, was natürlich oft in Psychiatrien und Gefängnissen endet.
In Form von Fußnoten gibt es Begriffserklärungen, es wird weitere Lektüre zum Thema vorgeschlagen.
Ich denke, dieses Buch könnte maßgeblich zum Verständnis aller Personen, die als anders wahrgenommen werden und sich selbst anders wahrnehmen, beitragen, gerade weil es sich so liest, als handle es sich um das Mädchen von nebenan. Es erfordert keinerlei Überwindung von Distanz, gerade weil die Autorin darauf verzichtet, sich beim Leser beliebt zu machen. Authentischer geht nicht!