Sehr persönliche Einblicke

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hundeliebhaberin Avatar

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Fern Brady erzählt in ihrem autobiographischen Roman "Strong Female Character" von ihrer späten Autismus-Diagnose, die sie erst mit 34 Jahren bekommen hat. Dass sie sich anders verhält, als Menschen in ihrem Umfeld von ihr erwarten, hat sie schon sehr früh bemerkt. Als sie das erste Mal von Autismus gelesen hat, hat sie sich in Teilen darin gesehen, doch erst viele Jahre später die Diagnose und damit einen benennbaren Umgang bekommen.

Vor allem bei Frauen wird Autismus oft sehr spät oder auch häufig nicht erkannt, da die Symptome häufig von denen für Männer typische abweichen. Innerhalb der Medizin wird auch hinsichtlich Neurodivergenz der Forschungsfokus auf Männer gelegt und über Neurodivergenz bei Frauen ist noch sehr viel unerforscht.

Fern Brady erzählt von Erlebnissen und Erfahrungen aus ihrer Kindheit und Jugend, die sämtliche Emotionen und Gefühle in mir geweckt haben. Als roter Faden zieht sich die durchgehende Ignoranz und die Unterstellung böser Absichten durch. Verständnis für ihre Art, ihren sozialen Umgang und die Auslebung ihrer Sexualität hat Fern Brady weder in der Schule noch von ihren Eltern zuhause bekommen. Gerade die Szenen und Schilderungen der Reaktionen ihrer Mutter haben mir das Herz gebrochen.

"Strong Female Charakter" ist kein Sachbuch oder Ratgeber für Frauen* mit Autismus, sondern die persönliche Erzählung über Fern Bradys Lebensweg. Dessen sollten sich Leser*innen bewusst sein. Der Schreibstil ist manchmal etwas abgehackt und wirkt chaotisch und chronologisch etwas durcheinander, mit Gedanken- und Zeitsprüngen. Ein Konzept innerhalb des Erzählens konnte ich nicht erkennen, das habe ich jedoch auch nicht vermisst.

Ich finde es wichtig, Betroffenen zuzuhören und sich stetig zu sensibilisieren und Bewusstsein zu schärfen. Daher fand ich das Buch sehr lesenswert und kann es empfehlen!