Offen und ehrlich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kathi2905 Avatar

Von

Ich kannte Fern Brady vor diesem Buch nicht, aber ich habe trotzdem interessiert dieses Memoir gelesen. In dem Memoir geht es nicht nur um Fern’s Leben als autistische Frau (der Autismus erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wurde), sondern auch um ihre Kindheit in Schottland, ihre Geldnot während dem Studium, weswegen sie zu strippen begonnen hat und um ihre Anfänge als Stand-up-Comedienne.

Ich bin sehr gut durch das Buch gekommen, der Schreibstil ist sehr schlicht und einfach gehalten. Manchmal hatte ich Gedanken wie “Hm, diese Aussage war jetzt schon etwas gemein über ihre Mutter”, jedoch habe ich dann realisiert, dass Fern Brady einfach ungeschönt die Dinge wiedergibt, wie sie sind bzw. waren (auch teilweise deswegen, weil sie Autistin ist) und sich kein Blatt vor den Mund nimmt.

Dadurch trifft sie aber leider Aussagen, denen ich etwas kritisch gegenübersehe. Beispielsweise war Fern in ihrer Jugend in einer Jugendpsychatrie und die Ergotherapeutin hat auf sie den Eindruck gemacht, dass sie an Magersucht leidet. Dann weiters abfällig davon zu schreiben, dass “[die] Frau beim Mittagessen fünfzehn Minuten für vier Karottensticks [brauchte]” finde ich doch etwas problematisch.

Mich hat echt überrascht darüber zu lesen, wie erzkatholisch und konservativ Schottland (zumindest zu ihrer Kindheit) ist. Es ist unglaublich, was diese Frau schon alles erleben musste, einfach wegen dem Unverständnis vieler Leute in unserer Gesellschaft.

Ich kann das Buch allen empfehlen, die bis jetzt wenig bis gar keine Berührungspunkte mit Autismus haben, aber gerne mehr darüber erfahren möchten. Die Autorin gibt die wichtigsten Punkte sehr verständlich wieder. Wenn man aber sein Wissen vertiefen möchte, ist dieses Buch wahrscheinlich nicht die richtige Wahl. Natürlich kann ich es generell empfehlen, wenn man eine beeindruckende Geschichte einer schottischen Prominenten lesen möchte.