Das Schweigen der Vergangenheit

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kimvi Avatar

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Die Lehrerin Julia Marshall hat sich von ihrem Ehemann Murray getrennt. Auslöser dafür war Murrays ständiger und hoher Alkoholkonsum. Gemeinsam mit  Sohn Alex und der gehörlosen Tochter Flora versucht sie sich ein neues Leben aufzubauen. Plötzlich erkrankt Julias Mutter Mary. Die sonst so eigenständige Frau bringt kein einziges Wort mehr über ihre Lippen. Kurzentschlossen zieht Julia mit ihren Kindern auf den Hof der Mutter um ihr beizustehen und den Grund für ihr Schweigen herauszufinden. Unterstützt wird sie dabei von David, dem Hausarzt ihrer Mutter. Er kommt so oft es seine Zeit erlaubt auf den Hof und kümmert sich um seine Patientin. Schon bald fühlt Julia sich stark zu dem attraktiven Arzt hingezogen und auch sie scheint ihm nicht gleichgültig zu sein.

Bei einem Spaziergang mit dem Hund findet Julia ein nacktes und grausam zugerichtetes Mädchen. Sie erkennt ihre Schülerin Grace und versucht sie zu beruhigen. Doch Grace bringt nur noch ein einziges Wort heraus und fällt, aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen, ins Koma. Über den Täter kann sie keine Angaben mehr machen. Aufgrund der  Beweise am Tatort wird David verhaftet. Fassungslos beobachtet Julia seine Festnahme. Sie kann einfach nicht glauben, dass ihr neue Liebe zu so einer brutalen Tat fähig wäre. Entgegen aller Warnungen kämpft sie um ihr neues Glück...


|| Meine Meinung ||


Die Handlung wird in der Ich-Form erzählt. Allerdings wechselt die Perspektive zwischen der Lehrerin Julia, ihrem Noch-Ehemann Murray und Julias plötzlich verstummter Mutter Mary. Dennoch wirkt der Wechsel der Perspektiven nicht verwirrend, da der Roman in Kapitel unterteilt ist, die mit dem Namen der erzählenden Person gekennzeichnet sind. Die verschiedenen Blickwinkel sind klar voneinander abgegrenzt und ermöglichen einen Einblick in die Gedanken der jeweiligen Person. So erhält man einen guten Überblick über das Geschehen und die Beziehungen und Gefühle zwischen den Protagonisten. Besonders interessant ist dabei der Rückblick in das Leben der plötzlich verstummten Mary. Denn Schritt für Schritt lüftet sie ein lange gehütetes Familiengeheimnis.

Murrays Alkoholsucht und die daraus resultierenden Eheprobleme, lassen die Protagonisten menschlich wirken und hauchen der Handlung zusätzliches Leben ein. Durch die wechselnde Erzählperspektive kann man sich gut in die Ehepartner hineinversetzen und das Problem von beiden Seiten betrachten. Dennoch gab es einige Stellen im Buch, an denen ich die Handlungen der drei Hauptakteure nur schwer nachvollziehen konnte.

Durch den flüssigen Schreibstil und die klare Abgrenzung zwischen den unterschiedlichen Perspektiven, kann man von Anfang an in die Handlung eintauchen und ihr problemlos folgen.

Aufgrund des Covers, des Klappentextes und eines Zitats der "Heat", in dem ein Page-Turner angekündigt wird, bei dem man seinen Bus verpasst, erwartete ich Hochspannung und Nervenkitzel. Durch die Erzählperspektiven, die oft an entscheidenden Stellen abbrechen und zur nächsten Person wechseln, wird das Geschehen nicht langweilig, sondern bleibt durchgehend interessant und abwechslungsreich. Doch der echte Nervenkitzel wollte sich bei mir nicht einstellen. Wenn ich mir bei Wikipedia die Kriterien ansehe, die einen Psychothriller kennzeichnen, stelle ich schon fest, das die Punkte erfüllt werden und die Definition korrekt ist. Dennoch hatte ich etwas ganz anderes erwartet und würde das Buch eher als einen spannenden Roman bezeichnen, der das dunkle Geheimnis einer Familie enthüllt.


|| Mein Fazit ||


Insgesamt bewerte ich "Stumm" mit 3 von 5 Bewertungssternen, da ich mich zwar insgesamt gut unterhalten fühlte, mir aber der spezielle Nervenkitzel fehlte, der für mich einen Psychothriller ausmacht. Dennoch kann ich das Buch guten Gewissens an Leser empfehlen, die einem lange gehüteten Familiengeheimnis auf den Grund gehen wollen, ohne dabei über einen blutigen Leichenstapel zu stolpern. Eine überraschende und unerwartete Wendung am Ende des Buchs verführt mich fast zu einer vier Sterne Bewertung.