Stumm

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chrischid Avatar

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Julia hat sich gerade von ihrem Mann getrennt und will mit ihren beiden Kindern Weihnachten einfach nur gemütlich bei ihrer Mutter verbringen, doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Julia findet eine ihrer Schülerinnen brutal zugerichtet im Straßengraben und ihre Mutter spricht kein Wort mehr und niemand weiß warum. Die Ärzte haben ihre Theorie, aber die Therapie scheint nicht richtig anzuschlagen. David, der Hausarzt ihrer Mutter Mary, kümmert sich rührend um diese und im Laufe der Zeit auch um Julia...

 

Auf alle Fälle handelt es sich hier um ein sehr aufreibendes Buch, denn man ist wirklich mitten drin im Geschehen. Die Kapitel sind jeweils aus der Ich-Perspektive geschrieben, allerdings immer wieder aus einer anderen, also mal aus Julias, dann aus der ihrer Mutter oder auch aus der ihres noch Ehemanns. Das hat den Effekt, dass man nicht nur das Gefühlsleben einer Person näher kennen lernt, sondern gleich von mehreren, somit hat man gleichzeitig einen sehr viel größeren Überblick über das gesamte Handeln aller Beteiligten. Hinzu kommt, dass auch immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit vorkommen, so dass man viel mehr Hintergrundinformationen erhält und noch besser nachvollziehen kann warum sich manche Personen in bestimmten Situationen so verhalten wie sie es tun. Im Mittelpunkt aber steht natürlich, dass man durch diese Perspektive selber hautnah im Geschehen dabei ist und sich im Grunde nur daraus befreien kann, indem man das Buch zu Ende liest.

 

Das Thema klingt zunächst gar nicht so schlimm. Natürlich ist es nicht schön, dass ein junges Mädchen brutal zusammengeschlagen am Straßenrand liegen gelassen wird und niemand weiß was wirklich passiert ist. Aber wenn man die Situation im Nachhinein betrachtet und weiß warum und wie dies geschehen ist, so ist der Grund, der zu dieser Tat veranlasste, um einiges schlimmer und noch weniger wirklich zu verstehen.

 

Der Spannungsaufbau ist gut gestaltet, denn immer wieder werden dem Leser ein paar Brocken hingeworfen, die er sich selber zusammensetzen muss. Doch danach geht es nicht gleich weiter, denn meist ändert sich dann erstmal wieder die Erzählzeit und man muss mindestens ein Kapitel warten um wieder Anschluss an das vorherige zu bekommen. Dadurch baut sich natürlich immer mehr Spannung auf und man möchte unbedingt wissen wie es weiter geht und ob die Gedanken, die man sich gemacht hat, stimmen.

 

Einen negativen Punkt gibt es dann allerdings doch noch zu berichten, denn trotz des ganzen Spannungsaufbaus und der wunderbaren Erzählperspektive, hat man einige Lösungen doch relativ schnell erschlossen, obwohl man diese wohl noch nicht an einem so frühen Zeitpunkt kennen sollte. Es ist zwar nicht allzu tragisch, da es dennoch noch einiges zu entdecken gibt, womit man nicht unbedingt gerechnet hätte, aber einiges weiß man eben schon recht früh.

 

Im Großen und Ganzen aber ein sehr guter Thriller, der es auf jeden Fall wert ist gelesen zu werden, da man wirklich mit der Geschichte verschmilzt und so lange in ihr gefangen ist, bis man sie beendet hat.