Viele Geheimnisse

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Ein Psychothriller kann seine Spannung auch aus einem Geflecht von Beziehungen und Geheimnissen beziehen. Es muss nicht immer um blutige Details oder um rasante Verfolgungsjagden gehen. Hierfür ist "Stumm" von Sam Hayes ein gutes, wenn auch nicht überragendes Beispiel. Ein spannendes Buch, das den Leser aber nicht um seinen Nachtschlaf bringt.

Ein junges Mädchen, Opfer eines Überfalls, wird von seiner Lehrerin Julia gefunden, und diese wird immer weiter iun diesen Fall verstrickt. Julia hat daneben aber auch noch an anderen Fronten zu kämpfen: Ihre eigentlich geistig und körperlich agile Mutter hat plötzlich das Sprechen eingestellt und ist kaum ansprechbar. Jemand muss sich um deren Pflegekinder kümmern, die eine schwere Vergangenheit haben. Außerdem hat sich Julia gerade von ihrem Mann getrennt, den sie zwar noch zu lieben scheint, dessen Alkoholismus sie aber nicht länger ertragen kann.

Die Geschichte wird von drei Ich-Erzählern im Wechsel erzählt: Julia, ihrem Mann Murray und ihrer Mutter Mary. Wechselnde Erzähler sind für den Leser immer interessant, weil die Dinge von verschiedenen Warten aus betrachtet werden. Hier ergibt sich aber eine besondere Spannung daraus, dass die für die übrigen Personen stumme Mutter sich dem Leser auch mitteilt. Deshalb ist der Leser immer einen kleinen Schritt vor den anderen Akteuren. Allerdings wird er so auch manchmal auf eine falsche Fährte gelockt.

Wie bereits die Leseprobe erkennen ließ, liegt der Schlüssel für das aktuelle Geschehen in der Vergangenheit. Und diese kommt Stückchen für Stückchen zum Vorschein. Am Ende des Buches ist nicht wieder die ganze Welt heil, aber die Vergangenheit ist abgeschlossen, der Leser kennt alle Geheimnisse, und die Hauptpersonen haben eine Zukunft vor sich.  

 

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