Wenn die Worte fehlen ...

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ronya Avatar

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Julia, deren Ehe mit ihrem Jugendfreund Murray am Alkohol zerbrochen ist, wünscht sich nichts sehnlicher als ein ruhiges Weihnachtsfest mit ihren beiden Kindern und ihrer Mutter Mary auf deren Hof. Statt dessen muss sie feststellen, dass ihre Mutter ohne ersichtlichen Grund verstummt ist und findet zu allem Überfluss auch noch ihre Schülerin Grace halbtot auf einem Feldweg. Während ihr Leben nach und nach aus den Fugen gerät, sucht sie nach Halt und glaubt, diesen bei David, dem Arzt ihrer Mutter, zu finden. Ein gefährlicher Irrtum?

Mir gefällt der Stil der Autorin und ihre Entscheidung, die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Julia, Murray und Mary zu erzählen. Auch der Einsatz von Rückblenden ist eine gute Methode, um einen Spannungsbogen aufzubauen. Insgesamt war die Handlung spannend genug, um mich "bei der Stange" zu halten und dafür zu sorgen, dass ich das Buch recht zügig durchgelesen habe. Es fehlte jedoch die Ungewissheit, die für mich einen Psychothriller ausmacht - der Grund für Marys Sprachlosigkeit erschließt sich dem Leser sehr schnell, und auch die Lösung für den Überfall auf Grace kann man sich bald denken oder zumindest ahnen, wie es nicht gewesen ist.
Spannend ist daher vor allem die Frage, wie die einzelnen Figuren die Wahrheit erfahren werden, und da wartet die Autorin tatsächlich mit der einen oder anderen Überraschung auf, in meinen Augen allerdings nicht nur im positiven Sinne. Das Verhalten der einzelnen Personen erscheint mir zum Teil sehr unlogisch, und so bleibe ich mit einer Reihe von offenen Fragen zurück.

Insgesamt habe ich mich dennoch gut unterhalten gefühlt und habe gern etwas Zeit mit den weitgehend sympathischen Protagonisten verbracht, so dass ich drei Sterne für ein durchaus gutes Buch vergeben kann.