Auftakt nach Maß

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„Sturmrot“ ist Tove Alsterdals Auftaktband zu einer Reihe um die schwedische Kommissarin Eira Sjödin. Sie kehrt aus Stockholm in ihre nordschwedische Heimat zurück, weil ihre Mutter zunehmend dement wird. Dort angekommen wird Eira zum Todesfall eines älteren Mannes hinzugezogen, was Erinnerungen an einen alten Vergewaltigungs- und Mordfall in ihr weckt. Und eben jener geständige Täter von damals, Olof Hagström, war auch kürzlich erst wieder in seine alte Heimat zurückgekehrt. Der Fall scheint klar … doch als Olof wegen eines Alibis aus der U-Haft entlassen wird, bringt das die Einwohner auf die Barrikaden, die Ermittlungen erneut ins Rollen und wirft ein neues Licht auf die Gewissheiten von damals …

Das Setting an der malerischen Küste Schwedens könnte einen gemächlichen Fall erwarten lassen, damit läge man aber falsch. Denn die Autorin lässt ihren Lesern wenig Zeit, sich gemütlich einzurichten, weil sie gleich zu Beginn die Fundsituation, wie Olof seinen Vater findet, knackig gestaltet. Beide Fälle, der gegenwärtige und der damalige, haben es in sich. Der Fall, dessentwegen Olof als 14-jähriger Täter in einem Jugendheim untergebracht wurde, sicher mehr und er bildet auch das verbindende Element zwischen Eira und Olof. Und ja, als solches würde ich diese (für beide unschöne) „Kindheitserinnerung“ bezeichnen. Eira erinnert sich zwar nur dunkel an den Fall, weil sie damals erst neun Jahre alt war, doch Erinnerungen kommen hoch … Insofern ist es auch stimmig, dass Alsterdal die Geschichte aus der Sicht ihrer beiden Protagonisten erzählt und so nicht nur die verschiedenen Zeitebenen, sondern auch die verschiedenen Perspektiven verwebt. Dabei werden auch beider Beziehungen zu Vater bzw. Mutter beleuchtet – da bietet sich dann ergänzend zu den Ermittlungen die Gelegenheit, die Ermittlerin und ihre privaten Themen schon für die nächsten Bände zu modellieren. Als Ermittlerin weiß Eira als analytisch-logisch vorgehende, sich aber auch auf ihre Intuition verlassende Figur zu überzeugen. Mit der Demenz von Eiras Mutter und Olof als gebeuteltem (Vor-)Verurteiltem wirft Alsterdal auch psychologisch-gesellschaftlich spannende Themen auf. In Kombination mit der bereits erwähnten Anlage der Geschichte (verschiedene Zeitebenen und Perspektiven) ergibt das eine recht spannende Mischung, die in der Hörbuchfassung noch gewinnt. Denn Heike Warmuth liest die Geschichte mit ihrer gefälligen Stimme souverän vor, ohne dabei monoton zu sein. So kommt die Gemütslage der Figuren gut heraus, ohne überpointiert zu sein. Insgesamt durchaus hörenswert.