Das Grauen unterhalb der schönen Oberfläche

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
wampy Avatar

Von

Buchmeinung zu Tove Alsterdal – Sturmrot

„Sturmrot“ ist ein Kriminalroman von Tove Alsterdal, der 2022 bei Rowohlt in der Übersetzung von Hanna Granz erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „Rotvälta“ und ist 2020 erschienen. Dies ist der Auftakt der Trilogie um die Polizistin Eira Sjödin.

Zum Autor:
Tove Alsterdal, 1960 geboren, hat als Journalistin und als Autorin für Theater und Film gearbeitet, sie zählt zu den renommiertesten schwedischen Spannungsautorinnen. Ihre Romane erscheinen in zwanzig Ländern und wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Schwedischen Krimipreis 2014

Klappentext:
Polizistin Eira Sjödin hat Stockholm verlassen und ist in die nordschwedische Region Ådalen zurückgekehrt, um sich um ihre demente Mutter zu kümmern. Als Eira den Tod eines älteren Mannes untersuchen soll, werden die Albträume ihrer Kindheit wieder wach. Sie war erst neun, als der damals vierzehnjährige Olof Hagström gestand, ein Mädchen namens Lina Stavred vergewaltigt und ermordet zu haben. Zu jung, um verurteilt zu werden, wurde Olof in einem Jugendheim untergebracht und nie wieder in der Stadt gesehen. Bis jetzt. Eira Sjödin macht sich auf die Suche nach dem Mörder, die sie zurück zum Fall Lina führt. Und zu Ereignissen in der Vergangenheit und in der Gegenwart, die die Stadt bis ins Mark erschüttern.

Meine Meinung:
Im Mittelpunkt dieses Buches stehen formal die Mordermittlungen zu einem aktuellen und einem älteren Fall. Es geht aber inhaltlich um die Fragen familiärer Bindungen und wie weit man zum Schutz der eigen Lieben gehen wird. Olof Hagström wird als Monster eingeführt, aber bei mir wandelte sich dieses Bild über Mitleid bis hin zum Opfer. Es gibt mehrere Handlungsstränge, die sich teilweise überlagern und von der Polizistin Eira Sjödin mühsam aufgearbeitet werden müssen. Auch private Themen wie Affären und Betreuung von dementen Familienangehörigen werden angesprochen. Eira Sjödin mag ihren Job und ist engagiert. Der hinzugezogene Kommissar erkennt ihre Fähigkeiten und unterstützt sie weitgehend. Der Ort der Handlung wirkt auf den ersten Blick wie eine Urlaubsidylle, aber etliche Einwohner hüten dunkle Geheimnisse. Viele Figuren sind mit Grautönen gezeichnet und geben Raum für Überraschungen. Dieses Buch steckt voller Gesellschaftskritik und viele Figuren sind sowohl Täter als auch Opfer. Es gibt Episoden mit spannungsgeladenen Handlungen, aber meist geht es eher ruhig zu und die Spannung rührt aus der Frage, was Eira Sjödin noch aufdecken wird. Eira Sjödin wurde mir im Laufe der Geschichte immer sympathischen mit ihrer Art, sich den beruflichen und privaten Problemen zu stellen.

Fazit:
Ein typischer Schwedenkrimi, der Kriminalfälle und Gesellschaftskritik auf eindrucksvolle Weise verbindet. Der Erzählstil und die charismatische Hauptfigur haben mir viel Lesefreude geschenkt. Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.