Zu viele Vorschusslorbeeren

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mammutkeks Avatar

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Ein Buch, das mit „Die Nr. 1 aus Schweden“ aufmacht und dann noch einen Vergleich zu Nesbos „Rotkehlchen“ und zur Millennium-Trilogie wagt, muss ja gut sein. Vermutet wird dann Spannung und Lesegenuss ab der ersten Zeile, das Problem, das Buch eigentlich gar nicht weglegen können, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht, und Ärger darüber, dass der Folgeband noch gar nicht erschienen ist. Leider kann „Sturmrot“ von Tove Alsterdal keines dieser Merkmale erfüllen. Es ist kein schlechter Krimi, nein, das auf keinen Fall, aber eben auch kein Highlight, wie es die vollmundigen Vergleiche des Marketings versprechen. Gute schwedische Hausmannskost wird geboten – und das gut geschrieben, mit vielen klassischen Elementen und einer sympathischen Hauptfigur.
Eira Sjödin ist Polizistin – und nach einigen Jahren in Stockholm wieder in ihren Heimatort Kramfors zurückgekehrt. In diesem kleinen Ort im Norden der Hauptstadt ist eigentlich wenig los. Doch nun wird Sjödin mit einem Fall aus ihrer eigenen Geschichte konfrontiert – dem Mord an einem Mädchen im Teenageralter, offenbar begangen von einem 14-Jährigen. Eira war damals selbst erst 9 und fühlte ein wohliges Schaudern beim Gedanken, den Mörder und das Opfer zu kennen. Jetzt, 23 Jahre später, wird der Vater des damaligen Täters, selbst ermordet – und Eira ist als Ortskundige verantwortlich für die Aufklärung der Tat. Dabei entsteht ein spannendes Geflecht aus Erinnerungen und verschobenen Wahrnehmungen, die zu einer überraschenden Lösung des Falles führen.
Insgesamt ein guter Auftakt zu einer neuen Serie, mit einer Protagonistin, deren Potenzial sicher noch ausbaufähig ist, in einer Landschaft, die noch mehr zu Geltung kommen könnte.