Die Geschichte eines Lebens

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nele2505 Avatar

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Emmy ist jetzt fast 90 Jahre alt. Umgeben von ihrer Familie - der fürsorglichen, aber eifersüchtigen ältesten Tochter Hilde, dem etwas chaotischen, sorglosen und stets klammen Sohn Otto, der jüngsten Tochter - ihrem Sonnenkind - Tessa erinnert sie sich an ihr Leben. Auch Anni ist dabei, deren Rolle erst im Laufe des Buchs ganz klar wird.

Mir hat das Buch gut gefallen. Es spielt in den "Gegenwartspassagen" in den 1990ern, was es schon fast historisch macht, aber für mich genau passt, da ich mich an diese Zeit selbst noch gut erinnere. Dennoch haben mir die Geschichten aus Emmys Kindheit und Jugend am besten gefallen. Die Schilderungen der Insel, auf der sie aufgewachsen ist, von ihren Eltern und ihren Geschwistern, der harten Großmutter; die Jugend als Hausmädchen, die erste große Liebe, der Start in Berlin, die schwierigen Kriegsjahre. Einige Wendungen waren vorhersehbar, aber Emmy ist einfach eine sympathische Person und es war unterhaltsam, sie beim Erwachsenwerden zu begleiten.

Die kürzeren Episoden aus der "Zwischenzeit" und die Teile in der "Gegenwart" waren ebenfalls nett zu lesen, konnten mich aber inhaltlich nicht ganz so fesseln.

Das Ende war passend und stimmungsvoll, ich fand jedoch, die Handlung rund um das erst so mysteriös in Szene gesetzte Erbe wirkte etwas aufgesetzt.

Was mir allerdings nicht ganz so gut gefallen hat, war die Zeichnung einiger Figuren. Gerade die Kinder von Emmy waren doch sehr holzschnittartig. Da ist die biestige, eifersüchtige Hilde, der es auf Image und Geld ankommt, und der es natürlich dann auch egal ist, ob die Blumenhändler mal Nazis waren; der nichtsnutzige Otto, der sich ebenfalls nur durch seine Nichtsnutzigkeit charakterisiert und nur aktiv wird, wenn es um sein eigenes Wohl geht; und auf der anderen Seite die perfekten Anni und Tessa, die immer das Richtige tun, die immer Zeit haben, die immer gutgelaunt sind.
Auch die Beschreibung von Kindern fand ich in der Regel eher unpassend, da mir nie klar war, wie alt diese Kinder nun sein sollten, Anni im Kindesalter zum Beispiel redete wie eine kleine Erwachsene, das hat mich bei jedem Satz von ihr aufs Neue total irritiert.

Nichtsdestotrotz hat mich das Buch sehr gut unterhalten, so dass ich gern 4 Sterne vergebe.