Eine berührende Lebensgeschichte

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lillyliest Avatar

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Sturmvögel verbringen fast ihr ganzes Leben auf hoher See und können sich auch schwersten Wetterbedingungen anpassen. Auch Emmy ist ein Sturmvogel – nicht nur, weil ihr Leben auf einer nordfriesischen Insel beginnt und sie somit in enger Verbundenheit mit der Nordsee aufwächst, sondern auch, weil die Stürme des Lebens sie immer wieder vor große Herausforderungen stellen.
Im regelmäßigen Wechsel aus „Gegenwart“ (1994) und Rückblenden bekommen wir Emmys aufwühlendes Leben erzählt, welches sich nun langsam, nach 84 Jahren, dem Ende zu nähern scheint. Dabei gibt es noch das ein oder andere Geheimnis vor ihren Kindern zu lüften.
Das Cover finde ich übrigens sehr schön, allerdings auch ein bisschen irreführend, denn nur ein kleinerer Teil des Romans spielt tatsächlich auch am Meer. Den Titel hingegen, finde ich sehr passend.

Ein Wermutstropfen in diesem sonst sehr gelungenem Roman, sind für mich die Nebencharaktere. Die waren mir einfach zu eindimensional. Besonders Anni, in ihrer makellosen Perfektion, war für mich einfach unglaubhaft.
Emmy hingegen, ist ein sehr authentischer Hauptcharakter, der viel Sympathie bei mir geweckt hat. Obwohl es sie mit 14 Jahren nach Berlin verschlägt und sie den Rest ihres Lebens dort verbringt, legt sie niemals ihren friesischen Dickkopf ab. Diese Tatsache hat mich an meine eigene Oma erinnert: Obwohl sie ihre Geburtsinsel recht früh verließ, behielt sie immer den Stolz eine echte Insulanerin zu sein. In dieser Hinsicht hat mich der Roman natürlich ganz persönlich abgeholt und berührt.
Emmys Leben wird immer wieder erschüttert durch Krieg und Verlust, sie kämpft mit der Ungleichstellung der Frauen und klassengesellschaftlichen Problemen. Doch sie gibt nie auf, sie schaut immer nach vorne und so ist dieser Roman trotz Momente voller Zorn und Trauer eine motivierende und echte Geschichte, die vor allem positive Gefühle zurücklässt.

Insgesamt haben mich vor allem die Rückblenden gepackt, denn die Geheimnisse, um die es in der zweiten Zeitebene geht, waren dann doch recht schnell vorhersehbar. Durch den leichten, unangestrengten Schreibstil eignet sich der Roman wunderbar für "Zwischendurch".