Großartig!

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nela77 Avatar

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In „Sturmvögel“ begleitet der Leser Emmy, die 1907 auf einer kleinen Nordseeinsel geboren wurde, bis ins Jahr 1994, in dem sie gesundheitlich etwas angeschlagen, aber in sich ruhend und zufrieden immer noch ihr Leben genießt. Der Roman verläuft dabei nicht chronologisch, sondern springt zwischen den verschiedenen Jahren hin und her.

Das für mich Herausragendste an diesem Roman ist eindeutig die Person der Emmy. Mir ist in den letzten Jahren selten eine so tolle und beeindruckende, sympathische und bodenständige Protagonistin begegnet, wie sie. Sie trotzt allen Widrigkeiten des Lebens, macht das Beste aus jeder Situation und erreicht dabei eine unglaubliche Zufriedenheit, auch wenn sie sicher nicht den besten Start ins Leben hatte, zwei Kriege überstehen musste und mit einer schwierigen Großmutter und später Schwiegermutter zu kämpfen hatte. Sie ist ein echtes Vorbild. Aber auch die anderen Personen, allen voran ihre Kinder, sind sehr gut und anschaulich herausgearbeitet. Jeder hat so seine Eigenheiten, manche sind sympathisch, andere gar nicht, was dem Buch sehr viel Authentizität verleiht.

Normalerweise bevorzuge ich Bücher, die in der Gegenwart spielen. Bei diesem Buch fand ich die Rückblicke jedoch extrem faszinierend. Sie kombinieren die reine Handlung mit einem aus meiner Sicht extrem guten Einblick in das Leben zu jener Zeit und besonders die Stellung der Frau. Emmy widersetzt sich vielen Anweisungen und vor allem durch ihre Heirat dem starren Bild der Gesellschaft.

Die Zeitsprünge haben mich manchmal kurz verwirrt, wenn ich ein paar Tage nicht an dem Buch gelesen habe (wobei ich es sehr gerne an einem Stück verschlungen hätte), aber das minderte das insgesamt sehr große Lesevergnügen nur marginal. Ich kann das Buch ohne Einschränkungen empfehlen und habe in den letzten Monaten kaum etwas Besseres gelesen.