Anfangs mau - Später wow

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kristallkind Avatar

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Marlene hat aus ihrer Not eine Tugend gemacht. Um über die schmerzliche Trennung von ihrem Verlobten hinwegzukommen, stürzt sie sich kopfüber in die Arbeit. Naja, das muss sie wohl auch, denn ihre Arbeitsstelle hat sie zur etwa gleichen Zeit auch noch verloren. Ihr Schreibtalent überdauert allerdings den Jobverlust: Eine eigene Onlinedating-Agentur ist das Ziel! Durch diesen Kraftakt der Unternehmensgründung bleibt jedoch Marlenes Liebesleben auf der Strecke, wobei ihr das eigentlich ganz gut in den Kram passt. Sie möchte nämlich nie wieder verletzt werden. Auch nicht durch den frechen Bruno, der eines Tages in ihr Leben tritt und ihre Mauern einzureißen droht.

Als ich sah, dass Franziska Jebens einen neuen Roman veröffentlicht hat, habe ich gleich zugegriffen, wobei das verspielte Cover ein zusätzliches Bonbon darstellte. Ich musste dieses Buch einfach lesen, vor allem, weil ich neugierig darauf war, wie die Protagonistin zu dieser Idee für eine Onlinedating-Agentur kam und welche aufregenden Storys sich daraus entwickeln würden.

Im Nachhinein muss ich aber zugeben, dass ich mich mit der ersten Hälfte des Buches etwas schwer getan habe, weil mir einerseits zu viele technische Details, bzw. Business-Begriffe verwendet wurden, und für mich andererseits diese Onlinedating-Sache dann letztlich einfach zu weit weg vom echten Leben war. Das Tempo in dem „Wolke Sieben“ gegründet und schon nach kurzer Zeit so überaus erfolgreich wurde, inklusive der vielen Mitarbeiter und Lobhudelei aus allen Kanälen, erschien mir dann doch ziemlich unrealistisch.

Ab dem Zeitpunkt jedoch, als sich Marli ihren verdienten Urlaub gönnte, wurde die Geschichte für mich endlich lebendig. Ich mochte die Handlungsschauplätze, die warmherzigen und einzigartigen Freunde und auch den Mut, den die Protagonistin im Laufe der Handlung, in verschiedenen Bereichen ihres Lebens zeigte. Manchmal braucht es einfach einen kleinen Anstupser, um einen Sog positiver Entwicklung nach sich zu ziehen. Ich finde, darauf hat die Autorin wunderbar aufmerksam gemacht.

Marlene war meiner Meinung nach eine Protagonistin, die sich diesen Titel erst noch verdienen musste. Anfangs gefiel mir die Figur nicht so sehr, weil sie sich, vor allem von ihrer etwas übergriffigen Freundin, alles gefallen ließ und auf mich eher unscheinbar und unsicher wirkte. Erst später, als die junge Chefin anfing sich um sich selbst zu kümmern, konnte ich die wahre Stärke ihres Charakters erkennen, die augenscheinlich verschüttet war. Bruno hingegen wirkte vom ersten Augenblick an klar und geheimnisvoll, aber leider auch ganz schön unverschämt. Es war schön mitzuerleben, wie sich diese beiden vermeintlich gegensätzlichen Menschen aufeinander zubewegten und die Gründe ihres Verhaltens offenlegten.

„Suche Platz auf Wolke Sieben“ ist ein Roman voller Abenteuer, mit spürbar wohlwollender Atmosphäre und einer Liebesgeschichte, die sich Zeit gibt. Ich habe die Lesestunden mit diesem Buch genossen.