Sülze, Heimweh und Philosophe

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Als Moritz - der Liebe wegen - aus dem heimatlichen Köln ins benachbarte Ausland, in diesem Falle München, zieht, sieht er sich einer fremden Stadt mit fremder Kultur und unergründlichen Eingeborenen Gegenüber. Die Beziehung geht schnell in die Brüche, und Moritz kommt bei Karl unter, dem patenten, erfindungsreichen und belesenen "Metzgermeister". Das Angebot einer Metzgerlehre lehnt Moritz jedoch bald ab, um sich mit verschiedenen Jobs über Wasser zu halten, jeder für sich bringt ihm seine neue Heimat näher.

Oktoberfestkellnern, Rikschafahren, Pilzeverkaufen auf dem Viktualienmarkt - das und vieles mehr probiert er aus, dabei kommt ihm München immer näher. Und auch Karllernt er besser kennen und verstehen, denn der hat seine eigenen Probleme, lebt in der Vergangenheit und trauert um seine verstorbene Frau.

Mit viel Spaß beschreibt Moritz Baumstieger den jungen Moritz, der in den Tag hineinlebt und auch dabei immer wieder kuriose Erlebnisse hat. Und auch, wenn das Buch humorvoll geschrieben ist, liegen darin versteckt doch einige Weisheiten. Nicht jeder Metzgermeister denkt nur an die Wurst, manche auch an altgriechische Vokabeln und Philosophien. An jeder Ecke Münchens finden sich interessante Leute, man muss nur die Augen aufmachen. Geld lässt sich überall verdienen, wenn man die richtigen Beziehungen (in Moritz' Fall Karl) hat. Und wenn man sich auf Menschen einlässt, sie kennenlernt, werden sie alle irgendwie liebenswert, so verschroben sie auch sein mögen. Wenn man diese Aussage aus dem Buch verstanden hat, dann ist es nicht so platt, wie man auf Grund des Titels annehmen könnte, im Gegenteil ist es eine nette Lektüre mit doch ein wenig Tiefgang und Philosophie.

Am Ende bewahrheitet sich dann auch Karls Grundweisheit: Sülze hilft nämlich wirklich gegen alles außer Heimweh. Dagegen hilft nur, eine neue Heimat zu finden.