Sülze hilft gegen alles außer Heimweh

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Als ich das Buch erhalten habe, mußte ich schon des Covers wegen Schmunzeln. Darauf ist so ziemlich alles urig. Die gekachelte Wand, der dicke Metzger mit einer Stange Wurst in der einen und einem Hackbeil in der anderen Hand, auf dem Ladentisch, Würstl, Sonnenbrille, Brezl, ein Maß. Einfach schön.

Auch der Anfang eines jeden Kapitels hatte als Hintergrund Kacheln und dann in altmodischer Manier früherer Straßenschilder mit dem Wort "Kapitel" und der jeweiligen Nummer drauf. Hebt sich irgndwie von anderen Bücher ab.

Ja, dann kommen wir mal zu der Geschichte selbst. Auf 317 Seiten wird das Leben von Moritz in München erzählt. Moritz kommt eigentlich aus Köln. Aber im Karneval hat er sich in einer Münchnerin verliebt. Und beide meinen, sie können nicht ohne einander sein, deshalb beschließt Moritz, nach München zu Julia zu ziehen. Julia ist eine selbständige junge Frau, die nach dem Studium in einer großen Agentur arbeitet. Moritz will sich erst mal ein wenig in seiner neuen Heimat einleben und dann sich einen Studimplatz suchen. Woche um Woche vergeht, es geschieht nichts. Bis Julia ihm drauf kommt, dass er die Zeit vebummelt und sich auf ihre Kosten ernährt. Sie macht kurzen Prozeß und schmeißt ihn mit allen seinen Sachen aus der Wohnung.

So, nun sitzt er gegenüber der Metzgerei und bläßt Trübsal. Doch Metzger Karl Wedl, ein seit Jahren einsamer Witwer, könnte einen Gehilfen brauchen. Deswegen nimmt er sich Moritz an. Er darf bei Karl wohnen und leistet ihm Gesellschaft. Doch die Wurstherstellung ist nicht das, was sich Moritz vorstellt. Er kann aber nicht immer nur von den Würsten des Karl leben, deshalb möchte er arbeiten. Was ist aber die Frage. Aber Karl ist um keine Anrwort verlegen. Er bringt ihn als Kellner beim Oktoberfest unter, aber Moritz fängt eine Schlägerei an. Aus. Als nächstes wird er Pilzverkäufer, Rischkafahrer, Touristenführer für Amerikaner, Türsteher beim P 1. Schließlich erfindet er auch noch die Viet-Weißwurst mit Karl zusammen. Der nächste Food-Knaller.

Am Ende jedoch findet er wieder zu sich und auf der letzten Seite reden sogar wieder Julia und Moritz miteinander.

Das Buch ist wirklich sehr gut und wunderbar witzig-ironisch geschrieben. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen und habe es so in einem Zug ausgelesen. Zuest hatte ich geglaubt, mehr Gesäusel und Liebesschmerz zu finden. Aber dem ist nicht so. Sehr gut ist auch die Wohnung von Metzger Karl und seine verstorbenen Frau Sarah beschrieben. Alles altertümlich, verstaubt, ein Mausuleum. Auch die Stadt München ist so detailliert beschrieben, dass man unswillkürlich die Wege mit Moritz und Karl mitgehen kann. Man kann Moritz eigentlich nicht böse sein, bei aller Faulheit und Trägheit besitzt er sehr vile Charm und Liebenswürdigkeit.

Nicht zuletzt habe ich aus dem Buch sehr viel um Wurstmacherei und der Weißwurst selbst erfahren. Ein wirlich sehr gelungener Aspekt.

Ich kann nur sagen: Hut ab vor Moritz Baumstieger. Ich würde gerne wieder ein Buch von ihm lesen. Voll zum Schmunzeln und Abschalten.