5 Sterne - Krimi mit einer Schöffin als "Ermittler"

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angeliques.leseecke Avatar

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Ruth Holländer ist eine Frau in den besten Jahren, hat zwei fast erwachsene Kinder und führt ein kleines französisches Bistro in Berlin. Vor einem Jahr ist sie zur Schöffin ans Schwurgericht berufen worden. Ihr aktueller Fall scheint auf den ersten Blick eindeutig zu sein, die an Parkinson erkrankte Margit Dombroschke wurde halbverwest in der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Mann Jürgen gefunden. Sie wurde vergiftet, war es Mord, Tod auf Verlangen oder steckt etwas ganz anderes dahinter.
Ruths Neugierde ist geweckt und sie erkundigt sich über das Leben der Eheleute und entdeckt ein grausames Geheimnis…
In einem weiteren Erzählstrang erfahren wir die Lebensgeschichte der Eheleute Dombroschke, wie einfühlsam und sensibel Jürgen mit seiner Margit war. Der Leser kann sich kaum vorstellen, dass er seine Frau mit Rattengift umgebracht hat.

"Sündenbock" von Judith Arendt ist der zweite Krimi mit der Schöffin Ruth Holländer, aber mein erster. Trotzdem hatte ich keine Schwierigkeiten in die Geschichte einzutauchen und die Protagonisten kennenzulernen.
Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, die Spannung wird langsam aufgebaut. Und auch wenn in diesem Krimi kein Blut fließt und auch keine Action herrscht, bleibt die Spannung auf einem sehr guten Level.
Der Spagat zwischen dem spannenden Kriminalfall und den privaten Problemen von Ruth ist der Autorin gut gelungen. Ich hatte an keiner Stelle des Buches das Gefühl, zu wenig oder zu viel zu wissen.

Mit Ruth Holländer hat Judith Arendt eine tolle Frau ins Leben gerufen, mit ihren 51 Jahren steht sie mit beiden Beinen im Leben und hat auch, wie jeder andere "Otto-Normalverbraucher", Probleme. Da ich fast im gleichen Alter wie sie bin, kann ich mich gut mit ihr identifizieren.
Auch die Eheleuten hat die Autorin einfühlsam und mit vielen Details beschrieben, im Laufe des Buches kommt es immer wieder zu Rückblenden, die das Kennenlernen, die Tanzbegeisterung der beiden, aber auch den liebevollen Umgang von Jürgen mit seiner Frau dem Leser nahe bringen.

Die verschiedenen Handlungsstränge werden am Ende gut und gekonnt zusammengeführt. Und auch wenn es kein Happy-End gibt, bin ich mit dem Schluss zufrieden.

Fazit: "Sündenbock" ist ein leisen aber spannenden Krimi, hier wird ein spannender Fall mit privaten Problemen kombiniert. Ich kann diesen Krimi nur wärmsten empfehlen.