Gelungener zweiter Band

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Im 2. Fall für Schöffin Ruth Holländer geht es um einen Rentner, der anscheinend seine an Parkinson erkrankte Ehefrau vergiftet hat. Klarer Fall ... oder doch nicht?

Wie schon im ersten Band wechselt Judith Arendt zwischen der Beschreibung von Ruth Holländers Leben und der Schilderung des Falles/Opfers/Täters hin und her. Wieder gibt es viel Berliner Lokal- und Kiez-Kolorit, einen Fall mit ernstem Hintergrund, der aus dem alltäglichen Berliner Leben gegriffen ist, aber auch viel Humoriges aus Ruths Familie und Freundeskreis. Ruth ist inzwischen seit einem halben Jahr mit Staatsanwalt Hannes Eisenrauch zusammen - aber nicht so richtig, die Angst, dass sie als Schöffin und er als Staatsanwalt eines Tages am gleichen Fall arbeiten müssten (was ein absolutes No Go ist), hindert ihn daran, sich voll auf die Beziehung einzulassen. Dass seine Ehefrau, die ihn ursprünglich verlassen hat, aber inzwischen zurückgekehrt ist, allmählich durchzudrehen scheint, ist auch nicht gerade hilfreich.

In Reinickendorf riecht es seit einiger Zeit streng aus der Wohnung des Rentnerehepaars Dombroschke: wie sich herausstellt lag die Ehefrau Margit, die als Pflegefall mit Parkinson-Krankheit ans Bett gefesselt war, seit Tagen tot in ihrem Zimmer, und ihr Mann hat das nicht gemeldet - was ihn verdächtig macht. Doch Ruth glaubt nicht an seine Schuld und ermittelt mal wieder auf eigene Faust. Weiterhin spielen Jürgen Dromboschkes bester Freund und eine junge Frau aus der Ukraine eine Rolle; Elena ist nach Deutschland gekommen, um Arbeit zu finden, ist aber in die Hände eines gewaltbereiten Menschenhändlers und Zuhälters gefallen und in die Prostitution gezwungen worden. Sie ist auf der Flucht. In eingeschobenen Rückblenden wird das Leben der Dombroschkes rekapituliert, die sich in den 60er Jahren beim Tanzen kennenlernten und ihr ganzes Leben dem Turniertanz widmeten. Bis zu Margits Erkrankung. Und - als sie kinderlos blieben - haben sie in späteren Jahren auf Margits Wunsch einen Schrebergarten gemietet. Dort im Schuppen fand sich auch das Rattengift, mit dem Margit vergiftet wurde.

Der Krimi ist spannend und unterhaltsam, aber nicht seicht. Der Fall entwickelt sich in völlig unvorhersehbarer Weise, Judith Arendt gelingt genau die richtige Mischung zwischen "Menscheln" und sozialer Realität. Hoffentlich schafft sie es weiterhin, die Reihe auf diesem Niveau zu halten. Wem der erste Band gefallen hat, der wird auch mit diesem Band gut bedient.