Privat passiert mehr als im Gericht

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Ruth Holländers zweiter Fall als Schöffin am Gericht scheint eindeutig zu sein - der Rentner Jürgen Dombroschke soll seine an Parkinson erkrankte Frau vergiftet haben. Schon nach den ersten Verhandlungen meint man, am Ziel zu sein. Hinzu kommt, dass Ruth durch ihren aktuellen familiären Hintergrund abgelenkt ist und nur halbherzig die Geschehnisse verfolgt und ihr Schöffenkollege durch seine vorgefertigte Meinung keine Ambitionen zur Zusammenarbeit anbietet, um die Sache eingehender zu betrachten. Erst als sie sich zusammen mit ihrem Sohn in der Kleingartenanlage umschaut, in der Dombroschkes und ihr Freund Uwe Ringel ein Häuschen hatten, begreift sie allmählich, dass das noch längst nicht alles gewesen sein kann.
Privat ist Ruth hin- und hergerissen, wie sie sich in ihrer Beziehung zu Richter Hannes Eisenrauch verhalten soll. Der unangekündigte Besuch seiner Ehefrau macht ihr die Entscheidung nicht leichter. In ihrem Bistro läuft auch schon lange nichts mehr wie gewohnt und auch ihre beiden Kinder sorgen trotz überstandener Pubertät weiterhin nicht für Langeweile.
Momentan bietet Ruths Privatleben mehr Action als ihr aktueller Gerichtsfall. Aber das hatte mir schon beim 1.Fall gut gefallen, dass die Autorin sehr gründlich und menschlich den privaten Hintergrund der Hauptpersonen ausleuchtet und vermittelt, so dass der eigentliche Fall gar nicht so im Mittelpunkt steht. Nur leider bietet der neue Fall in den ersten zwei Dritteln des Buches kaum Spannung, erst dann überschlagen sich die Ereignisse, dass sie schon fast wieder unglaubwürdig wirken. Es bleibt zu hoffen, dass Ruth beim nächsten Mal wieder einen spannenderen Fall zugelost bekommt. Das Cover passt sehr gut zum eigentlichen Kern der Geschichte.