Schöffin Ruth Holländer und zwei Ehedramen

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„Sündenbock“ ist der zweite Band aus der Feder von Judith Arendt um die Schöffin Ruth Holländer, für mich war es der Einstieg in die Reihe. Auch wenn ich den ersten Band nicht kenne, bin ich problemlos in die Reihe hinein gekommen. Zu Beginn der Geschichte werden die wichtigsten Charaktere und Zusammenhänge schnell klar. Ruth Holländer ist 50 Jahre alt und wurde vor etwa einem Jahr als Schöffin an das Berliner Landgericht berufen. Es ist nicht immer leicht für sie, die Termine dort war zu nehmen, da sie selbstständig ist und alleine ein kleines französisches Bistro betreibt. Ruth ist ihr Ehrenamt jedoch sehr wichtig, und diesmal wird sie für einen Fall eingesetzt, der sie besonders erschüttert, und der ihr auch außerhalb des Gerichtssaals keine Ruhe lässt. Der Rentner Jürgen Dombroschke soll seine an Parkinson erkrankte Frau vergiftet haben. Besonders erschütternd ist die Tatsache, dass er es nach dem Tod seiner Frau nicht fertig gebracht hat, ihr Ableben zu melden, sondern mehr als 2 Wochen mit der Leiche in der Wohnung verbracht hat. Der Leser bekommt in Rückblenden Einblicke in das Leben des Ehepaars Dombroschke und erfährt Stück für Stück, dass nicht alles so harmonisch war, wie es nach Außen schien. Gar nicht zu der Geschichte scheint zunächst der Handlungsstrang um die Obdachlose Elena zu passen, der zwischendurch auftaucht, am Ende löst sich jedoch alles schlüssig auf.
Der Krimi verläuft zunächst ruhig, der Fall um Jürgen Dombroschke geht neben Ruths privaten Problemen und Nebenhandlungen unter, gegen Ende gibt es dann jedoch einige hochdramatische Entwicklungen und Überraschungen. Diese Reihe ist etwas Besonderes, weil die Geschichte aus anderer Sicht erzählt wird, das ist aber gleichzeitig auch seine Schwäche. Ruth steht mit ihren familiären Verwicklungen und ihrer problematischen Beziehung zu Staatsanwalt Hannes Eisenrauch etwas zu sehr im Vordergrund, das lässt wenig Spannung aufkommen. Dabei wird gerade die Geschichte um das Ehepaar Dombroschke sehr einfühlsam geschildert, ihr Schicksal hat mich ebenso wie die Auflösung am Ende sehr berührt. Der Fall ist bewegend und schlüssig, insgesamt würde ich das Buch aber eher als seichten Krimi einstufen.