Sündenbock

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mia Avatar

Von

Ein Rentnerpaar, das ungewollt kinderlos geblieben ist. Ihre Geschichte wird im Laufe des Romans peux à peux erzählt. Sie lernen sich kennen, die große Liebe ist es nicht, aber sie teilen die Leidenschaft fürs Tanzen und sind auch ganz gut, gewinnen Pokale, das verbindet sie. Später erkrankt die Frau und wird zum Pflegefall. Als sie dann vergiftet wird, steht ihr Mann unter Mordverdacht. Das ist ein Handlungsstrang. Der nächste besteht aus einer jungen Frau aus Moldawien mit einem kleinen Sohn, die nach Deutschland kommt, um möglichst als Ingenieurin zu arbeiten, aber wie so viele unter die Räuber fällt und zur Prostitution gezwungen wird. Sie flieht und versteckt sich. Der letzte Handlungsstrang schließlich ist die Geschichte der Schöffin im o.a. Mordprozess, Ruth Holländer, die eine schwierige Beziehung zu einem noch verheirateten Staatsanwalt unterhält und Probleme mit ihren Kindern hat. Alle Stränge werden – wie sollte es auch anders sein – am Ende miteinander verknüpft. Die Protagonisten sind alles in allem ganz gut dargestellt, wenn auch teilweise, so z.B. der zweite Schöffe und die unglückliche Ehefrau, überzeichnet und zu schwarz-weiß. Die Autorin versteht es grundsätzlich schon, Spannung aufzubauen, schwafelt aber in den entscheidenden Szenen zu sehr herum, so dass ziemlich viel unwichtiges Blabla entsteht und der Leser geneigt ist, das Ganze quer zu lesen, um schneller voran zu kommen. Alles in allem ordentliches Handwerk – man kann es ganz nett herunterlesen, um sich einen langen Nachmittag zu vertreiben – aber kein literarischer Höhenflug.