Sündenbock

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Auch der zweite Roman von Judith Arend erfüllt alle Kriterien, die man sich vom ersten erhofft hat. Wieder geht es um einen Kriminalfall, der zuerst klar zu sein scheint, sich dann aber zu einer menschlichen Tragödie ausweitet und völlig anders endet als vorhergesehen. Die Spannung bleibt im gesamten Buch erhalten und wird erst auf den letzten Seiten aufgelöst. Erst da wird klar, wer die schwerkranke, bettlägrige Rentnerin, Frau Dombroschke ermordet hat und was die Beweggründe waren. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ihr Ehemann der Tat verdächtigt, auch er hätte allen Grund gehabt seine Frau von ihrem Leid erlösen zu wollen. Einerseits um ein weniger belastetes Dasein zu führen, andererseits um sie nicht leiden zu sehen.
Ruth Holländer steht wieder, als ehrenamtliche Schöffin, im Mittelpunkt des Geschehens. Sie gibt sich nicht mit den Fakten zufrieden, sondern forscht auf eigene Faust, in einem nicht ungefährlichen Terrain. In ihrem Leben ist die Schöffentätigkeit allerdings nur ein kleiner Teil.
Sie ist auch noch Mutter von zwei fast erwachsenen Kindern, die nicht immer alles so machen, wie die Mutter es für richtig hält.
Sie ist alleinerziehend, ihr Exmann ist erst vor kurzem wieder Vater geworden.
Sie ist die Partnerin eines Rechtsanwaltes, den sie bei ihrer Schöffentätigkeit kennengelernt hat. Dieser ist noch verheiratet und Familienvater.
Ihren Lebensunterhalt verdient sich Ruth Holländer mit einem kleinen Bistro, das sehr erfolgreich ist und entsprechend viel Arbeit macht.
Ruth Holländer versucht allen ihren Rollen gerecht zu werden, mehr oder weniger erfolgreich. Sie wirkt auf den Leser sehr sympatisch und durch ihre Vielschichtigkeit kann sich wohl jeder irgendwo ein bißchen mit ihr identifizieren. Judith Arend hat die Ballance zwischen Kriminalgeschichte und Lebensgeschichte von Ruth Holländer gefunden und damit auch "Nichtkrimileser" wie mich für ihre Bücher begeistert. Ich bin schon auf den nächsten Fall, aber auch auf ein weiteres Stück Lebensgeschichte von Ruth Holländer gespannt.