Ein Buch der Hoffnung

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botte05 Avatar

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Südafrika 1976: Unruhige Zeiten in Johannesburg und Soweto (South Western Township von Johannesburg): Schüleraufstand in Soweto gegen die rassistische Bildungspolitik und das gesamte Apartheitsregime, welcher zu Unruhen im ganzen Land führte.

In diesen unruhigen Zeiten spielt „Summ, wenn Du das Lied nicht kennst“. Ich begleite die neunjährige Robin und die gebildete, verwitwete Xhosa-Frau Beauty Mbali durch diese Zeit. Robin, die wohlbehütet mit Dienstboten und klaren Rassenvorstellungen sowie bar jeglicher Sorgen aufgewachsen ist, verliert im Zuge der Rassenunruhen ihre Eltern auf tragische Weise und wird von ihrer einzigen Angehörigen, ihrer Tante Edith, die mit der Situation völlig überfordert scheint, aufgenommen. Zur gleichen Zeit macht sich Beauty auf den beschwerlichen Weg von ihrem Heimatdorf in die Hauptstadt, um ihre Tochter Nomsa zu finden und heim zu holen.

Nach zum Teil gefährlichen Umwegen kreuzen sich schließlich die Wege von Robin und Beauty. Beauty zieht umständehalber als eine Art Kinderfrau bei Edith ein. Zu Robin’s Unverständnis wird Beauty hier gleichberechtigt und auf Augenhöhe behandelt, was auch bei dem Kind einen langsamen Prozess des Lernens und Wandels einläutet. Am Meisten hat Robin mütterliche Liebe vermisst, die sie nun von Beauty bekommt und welche sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen sucht. In ihrer kindlichen Naivität bringt sie dadurch einen Stein ins Rollen, welcher eine Kettenreaktion in Gang setzt, deren Ausmaß sich ihr sehr spät offenbart.

Bianca Marais ist mit „Summ, wenn Du das Lied nicht kennst“ ein wunderschönes, berührendes Buch gelungen. Ein Buch, welches mit seinem wunderschön gestalteten Cover ein richtiger Hingucker und Handschmeichler ist. Marais ist in Südafrika aufgewachsen, so dass eine gewisse biographische Komponente nicht zu verleugnen ist. Mutmaßlich macht dies die Qualität dieses Buches aus, da die Ereignisse rund um den Aufstand in Soweto sehr gut recherchiert zu sein scheinen und harmonisch in die Lebenswege der beiden Protagonistinnen verwoben wurden. Und ungeachtet der brutalen, sinnlosen Gewalt, des Rassismus, der knallharten Fronten, der scheinbaren Unlösbarkeit des Konflikts gelingt es der Autorin, Hoffnung zu wecken, so dass ich mich in dem Buch verlieren kann sowie träumen von einer besseren Welt und hoffen, dass letztlich „alles gut“ wird.

Ein Buch, auch angesichts der Konflikte der heutigen Zeit, absolut lesenswert! Für mich auch ein Plädoyer für die Abschaffung sämtlicher, möglicher Schranken auf allen Ebenen zwischen Menschen und Mächten sowie ein notwendiges Zurückbesinnen auf die Liebe, egal wie schlecht die Vorzeichen zu sein scheinen.


Rezension: Bianca Marais, Summ, wenn Du das Lied nicht kennst, Literatur, Gebundene Ausgabe, Wunderraum Verlag, 512 Seiten, 25,00 €, Erscheinungstermin 12.03.2018