Ein EInblick in das afrikanische Leben von Schwarz und Weiß zur Zeit der Apartheid

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Anfangs ein wenig befremdlich, weil ich mich mit den Gepflogenheiten zu Zeiten der Apartheid nicht auskannte. Mehr oder weniger reiche Weiße lassen sich von Farbigen bedienen und den Haushalt machen. Alles wirkt aus heutiger und europäischer Sicht falsch und unmoralisch. Aber gut, es war damals halt so.

Es geht um zwei Familien, deren Leben einander kreuzen und deren verbliebene Familienmitglieder enger zueinander finden als es zu der Zeit normal ist.

Auf der einen Seite ist da Robin mit ihrer imaginären Zwillingssschwester Cat, die mit ihren Eltern in einem abgesicherten Wohnkomplex wohnt. Wie selbstverständlich hilft eine Farbige rund um die Uhr im Haus und schläft entweder auf dem Boden in der Küche oder in einer kleinen Blechhütte im Garten.
Als die Eltern des Mädchens ermordet werden, wird sie zu ihrer Tante geschickt, die aber lieber ihr Lodderleben als Stewardess weiterleben möchte, als sich um ein 9jähriges Mädchen zu kümmern.

Nun kommt die zweite Familie ins Spiel. Die farbige Witwe Beauty lebt mit ihren zwei Söhnen in Soweto. Ein weiteres Kind ist bereits tot, die erstgeborene Tochter ist in der Stadt um dort zur Schule zu gehen. Die Mutter selbst ist Lehrerin.
Als ihr Bruder aus der Stadt einen Brief schreibt, indem er davon redet, dass die Tochter in Gefahr ist, reist die Mutter in die Stadt auf der Suche nach ihrer Tochter.

Sie erreicht die Stadt genau zum Tag der Schüleraufstände gegen die Apartheid, die blutig von der Armee niedergeschlagen wurden. Überall findet sie verletzte und getötete Kinder und Jugendliche, nur ihre Tochter findet sie nicht.

Über Umwege kommt sie in den Haushalt von Robin, um die sie sich kümmert, wenn die Tante mal wieder in der Welt umher jettet. Diese Stelle gibt Beauty die Möglichkeit, sich relativ frei in der Stadt zu bewegen und weiter ihre Fühler nach ihrer Tochter auszustrecken. Diese scheint unverletzt zu sein und sich dem Widerstand angeschlossen zu haben. Es wird wohl geplant, sie außer Landes zu bringen um sie an der Waffe auszubilden.

Es geht im Buch einige Male hin und her, Robin und Beauty finden mal mehr mal weniger zueinander, nähern sich an, entfernen sich wieder voneinander, kommen aber im Großen und Ganzen sehr gut miteinander aus.
Die Lage spitzt sich zu, als Beauty bedroht wird, weil sie zu viele Fragen bzgl ihrer Tochter stellt und damit immer mehr Staub aufwirbelt.
Je weiter die Forschungen von Beauty fortschreiten, desto mehr Angst hat Robin schon wieder eine liebgewonnene Person zu verlieren und wieder alleine da zu stehen.

Alles in allem ein sehr schön geschriebenes Buch über zarte Freundschaftsbande, die über Hautfarben hinaus entstehen, obwohl sie laut Regierung nicht sein dürfen.

Auch die eingebrachten Fremdwörter sind im Lesefluss wie selbstverständlich und behindern ihn keineswegs.

Etwas irritierend war, dass die Wörter am Ende des Buches erklärt werden, ohne dass es im Buch selbst, z.B. als Fußnote oder so, einen Hinweis darauf gibt. Das wäre ärgerlich, wenn man Erklärungen gebraucht hätte.
Aber gut, wie gesagt, das meiste war gut verständlich und der Rest nicht so wichtig.