Liebe ist farbenblind!

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rauschleserin54 Avatar

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„Unwillkürlich denke ich daran, dass sie eine Waise ohne Mutter ist und ich eine Mutter ohne Kinder bin. Ich erlebe jetzt, wie die Liebe manchmal in einem aufwallt und schmerzt, wenn sie sich auf niemanden richten kann. Genau wie Muttermilch braucht sie ein Ventil und kann nur nähren, wenn sie aus ihrer Quelle hinausfließt. Spielt es eine Rolle, dass dieses Kind nicht meines ist? Spielt es eine Rolle, dass es weiß ist? Spielt es eine Rolle, dass seine Zunge meine Sprache nicht umschlingen kann, wenn ich meine Arme um sie legen kann? Nein, ich glaube nicht.“

Apartheid in Südafrika:

Robin und Beauty wären nie einander begegnet, wenn die Gewalt des grausamen Apartheid-Regimes beim Soweto-Aufstand der Schüler und Studenten nicht Beautys Tochter Nomsa verschwinden ließ und wenn die Eltern von Robin nicht von Schwarzen umgebracht worden wären. Alles im Juni 1976 !

Die Xhosa-Frau Beauty Mbali ist Lehrerin, weil man zu ihrer Zeit noch als Schwarze studieren durfte. Sie hat schon einen Sohn und ihren Mann verloren, nun ist sie sehr besorgt, um ihre Tochter Nomsa, die in Soweto beim Onkel zur Schule geht und sich dort etwas anbahnt. Sie verlässt ihr weit entferntes Homeland und ihre zwei Jungen, um in Johannesburg die Tochter zu suchen.

Robin ist von einem Moment auf den anderen von einer unbekümmerten 9jährigen Weißen zu einer Waise geworden, die von ihrer unsteten Tante Edith aufgenommen wird. Sie findet in dieser traumatischen Zeit wenig Freunde, da ihr Leben mit der Tante alles andere als normal ist, in einer Zeit in Johannesburg, wo alles zu eskalieren droht. Und dann kommt Beauty, um sich um Robin zu kümmern.....

Selten hat mich ein Buch so tief berührt und mir den Wahnsinn des Rassismus so intensiv und authentisch vor Augen geführt, wie kaum ein Anderes. Abwechselnd schildert die Autorin die Handlung aus der Sicht von Robin und von Beauty. Wir können uns hautnah in ihre jeweilige Lage versetzen und das Geschehen intensiver erleben, als nur in einer Erzählung von außen. Die Autorin selbst ist von einem schwarzen Hausmädchen, ihrer geliebten Eunice, aufgezogen worden, weil ihre Eltern aus beruflichen Gründen nicht so viel Zeit hatten. Sie weiß, wovon sie spricht und sie hat die Würde aller Menschen in diesem Buch voller Respekt und Wertschätzung behandelt. Es werden noch andere Randgruppen, die ausgegrenzt werden und denen mit Hass und Wut begenet wird, erwähnt. Aber sie hat es geschafft, Brücken zu bauen, zu erklären, diese Menschen zu Worte kommen zu lassen. Sie braucht keinen erhobenen Zeigefinger, um uns die Tränen in die Augen zu treiben, uns zu fragen, ob wir immer alles tun, um den grausamen Vorurteilen in dieser Welt zu begegnen.

Die Geschichte um die kleine Robin und ihre liebevolle Betreuerin Beauty ist ein eindringliches, warmherziges und aufrüttelndes Buch, dass zur richtigen Zeit kommt, damit wir alle was ändern an diesen unhaltbaren Zuständen auf der Welt und diese Geschichte erzählt, was Liebe ist.


Auch der wunderbare nachhaltige Buchumschlag dieses beeindruckenden Buches ist schon ein sorgfältig gestaltetes Statement. Sandfarben dominiert und Sand ist es, der Beautiy wieder Halt gibt, Wurzeln spüren läßt, Stärke gibt. Die filigranen hellgrün leuchtenden Symbole sind dem Land gewidmet und die Farbe des intensiven Grüns symbolisiert für mich die Hoffnung. Das Buch ist edel verarbeitet und ist schon rein optisch eine Zierde für jedes Buchregal.