Packend und sehr berührend

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lunamonique Avatar

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„Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ ist der Debütroman von Bianca Marais. Eine bewegende Geschichte über Trauer, Verlust und Freundschaft.

Die Eltern der neunjährigen Robin werden grausam getötet. Tante Edith, die eigentlich als Stewardess um die Welt reist, nimmt die Waise bei sich auf. Für Robin will sie ihr Leben umkrempeln, scheitert aber an der Jobsuche. Eine Freundin vermittelt ihr die Xhosa-Frau Beauty Mbali als neue Maid.

1976, Johannesburg, Südafrika, der Einstieg mit Robins Hüpfkasten-Spiel auf der Straße hält das unbeschwerte Leben des Mädchens, das trotz kleinem Sturz tapfer sein will, fest. Sie wird von ihren Eltern und ihrer Maid Mabel geliebt. Währenddessen erhält die 49jährige Beauty Mbali einen beunruhigenden Brief von ihrem Bruder Andile aus Soweto, der sich Sorgen um Beautys Tochter Nomsa macht. Sie wohnt bei ihm, während sie auf die Morris Isaacson Highschool geht. Zwei Handlungsstränge, zwei Schicksale. Robin muss den Verlust geliebter Menschen verkraften. Beauty macht sich auf die gefährliche Suche nach ihrer verschwundenen Tochter. Durch besondere Umstände kreuzen sich die Wege der beiden Hauptfiguren. Robin mit ihrer imaginären Zwillingsschwester Cat berührt. Für ihre verstorbene Mutter möchte sie stark sein, aber die Trauer lässt sich nicht ewig verdrängen. Das Mädchen lernt, was es heißt in Zeiten der Rassentrennung zu leben. Hass, Wut, Vorurteile, Gewalt, Robin muss Geheimnisse bewahren, um sich und ihre Lieben zu schützen. Die stolze Beauty beeindruckt mit Mutterliebe und Kampfgeist. Sie lässt ihre zwei kleinen Söhne zurück, um die Schwester zu suchen und nach Hause zu bringen. An diesem Ziel hält sie trotz aller Herausforderungen und tödlichen Gefahren fest. Eine besondere Nebenfigur ist Maggie, die mit ihrem Ehemann ein Doppelleben führt, Schwarzen Unterschlupf bietet, ihnen Papiere und Arbeit verschafft. Ein weißer Engel, der für viele der letzte Rettungsanker ist. Es geht um Mut, Überwindung der Angst, Zusammenhalt gegen alle Regeln. Mit einer verhängnisvollen Entscheidung im letzten Buchdrittel wendet sich die Geschichte. Ereignisse überschlagen sich und erschüttern. Lässt sich ein Fehler wieder gut machen? Lauernde Gefahren und Alleingänge sorgen von Anfang bis Ende für eine permanente Spannung. Ein packendes Debüt, das öfters zu Tränen rührt. Zum Schluss gibt es eine Karte mit den wichtigsten Schauplätzen, Worterklärungen und die Autorin erzählt Persönliches, wie der Roman entstanden ist.

Das Cover passt gut zu dem exotischen Handlungsort und hat eine stille Anziehungskraft, fernab von schrillen, leuchtenden Farben und effektvollen Details. Es setzt ein Statement für die Natur und den besonderen Zauber von Südafrika. Der Titel hat etwas Herzerwärmendes und Persönliches. „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ entwickelt sich schnell zum Pageturner und klingt noch lange nach. Die Geschichte wirkt sehr real. Der Leser ist ganz nah dran am Geschehen und wird von den Ereignissen mitgerissen. Ein sehr empfehlenswertes Buch. Nicht nur die Hauptfiguren bleiben im Gedächtnis.