Lebendig und bildhaft

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noiram Avatar

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"Sunbirds" von Penelope Slocombe entführt mich direkt in eine packende Geschichte. Der Beginn mit Anne, die in Indien ihren verschwundenen Sohn Torran sucht, ist sehr eindringlich. Man spürt ihre Verzweiflung und die Jahre der Ungewissheit, die sie gezeichnet haben. Besonders berührt hat mich die Szene, in der sie meint, ihren Sohn auf der Straße zu sehen – die Hoffnung und dann die brutale Ernüchterung sind greifbar. Es ist auch interessant zu sehen, wie sie sich an kleinen Dingen festhält, wie dem Anrufbeantworter mit der Stimme ihres Sohnes, oder der Postkarte aus Mussoorie.
Der Wechsel zu Esthers Geschichte, einer Journalistin, die ebenfalls in die Vermisstenfälle im Kullu-Tal verwickelt war, bringt eine neue Perspektive herein und weckt die Neugierde. Die Begegnung mit Evie Sinclair und deren Andeutungen über Torrans Verschwinden sind vielversprechend und lassen mich gespannt zurück, was Evie weiß und welche Geheimnisse noch gelüftet werden.
Die Beschreibungen der indischen Atmosphäre – von den Ameisen in der Telefonzelle bis zu den Gerüchen und Geräuschen der Stadt – sind lebendig und bildhaft. Auch die inneren Monologe von Anne, ihre Gedanken über das Meer und Schottland, geben der Figur Tiefe und machen sie nahbar. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, sodass man schnell in die Geschichte hineingezogen wird. Ich bin gespannt, wie sich die Handlungsstränge von Anne und Esther verbinden und ob Torrans Schicksal aufgeklärt wird.