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luisgehlert Avatar

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Schon auf den ersten Seiten von Sunbirds wird deutlich, dass dieser Roman mehr als nur eine klassische Vermisstengeschichte ist. Mit einem ruhigen, fast meditativen Tonfall entführt uns Penelope Slocombe nach Nordindien – in ein Land voller Widersprüche, spiritueller Suche und persönlicher Verluste. Die Erzählung beginnt mit Anne, die seit Jahren auf der Spur ihres verschwundenen Sohnes ist. Ihre innere Zerrissenheit, ihre Erinnerungen, ihre Hoffnung und ihr beinahe lähmender Schmerz werden eindrucksvoll eingefangen. Die Sprache ist sinnlich, voller präziser Beobachtungen, oft poetisch – ohne dabei je kitschig zu wirken.

Besonders beeindruckt hat mich, wie die Autorin die Landschaft und Atmosphäre als Spiegel der emotionalen Zustände der Figuren nutzt. Der Himalaya wirkt bedrohlich und schön zugleich, der Duft von Gewürzen mischt sich mit dem Verfall der Hoffnung, und selbst die Tiere – wie der schillernde Vogel – erscheinen wie Boten zwischen Diesseits und Jenseits.

Mit Esther wird eine weitere Perspektive eingeführt – eine Journalistin, die versucht, die Geschichten der Verschwundenen zu rekonstruieren. Ihre Begegnung mit Evie wirft neue Fragen auf, macht Hoffnung – aber auch Misstrauen. Der Roman lebt von dieser Spannung zwischen Wahrheit und Illusion, zwischen Erinnerung und Realität.

Sunbirds ist kein schneller, spannungsgeladener Thriller, sondern ein leises, intensives Buch über Verlust, Erinnerung, Familie und das, was uns antreibt, weiterzusuchen – auch wenn wir längst wissen, dass die Antwort vielleicht nie kommen wird. Ein bewegendes, sprachlich starkes Buch, das lange nachwirkt.