Verloren im Himalaya – auf der Spur eines verschwundenen Sohnes

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
tanjawa85 Avatar

Von

Schon die ersten Kapitel von „Sunbirds“ entfalten eine besondere Sogwirkung. Penelope Slocombe erzählt in einer eindringlich klaren, atmosphärischen Sprache von Anne, die sich auf der Suche nach ihrem vor Jahren in Indien verschwundenen Sohn befindet. Die Autorin verwebt kunstvoll Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerungen und Gegenwartserfahrungen, Trauer und Hoffnung.

Annes Perspektive ist geprägt von einer intensiven inneren Spannung – einer Mischung aus Resignation und dem ungebrochenen Drang, weiterzusuchen. Besonders eindrucksvoll ist, wie Slocombe die innere Leere und das zermürbende Warten schildert, ohne je ins Sentimentale abzudriften. Die indische Landschaft und Kulturkulisse werden mit großer Genauigkeit und Respekt beschrieben, und dennoch spürt man stets die Fremdheit, die Anne umgibt.

Hinzu kommt eine zweite Erzählebene mit der Journalistin Esther, die durch einen alten Artikel erneut in die Geschichte um Torrans Verschwinden hineingezogen wird. Die Spannung entsteht dabei nicht durch reißerische Momente, sondern durch die fein gesponnene emotionale Dichte, durch Fragen, die sich langsam aufbauen – und eine wachsende Ahnung, dass es bald Antworten geben könnte.