Berührend

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magdas_buecherwelt Avatar

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Sunbirds ist der Debütroman der britischen Autorin Penelope Slocombe. Sie beschreibt darin die Suche einer Mutter nach ihrem Sohn, der sieben Jahre zuvor nach Indien gegangen ist.
Anne lebt mit ihrem Mann Robert in Schottland, wo sie eine Farm betreiben. Im Alter von achtzehn Jahren beschließt ihr Sohn Torran, nach Indien zu reisen. In den ersten Jahren meldet er sich noch sporadisch von den Orten, die er bereist, doch irgendwann hören sie nichts mehr von ihm.
Anne beschließt, ihren Sohn in Indien zu suchen. Ihr Vorhaben gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, denn jedes Jahr verschwinden Dutzende ausländische Reisende im nordindischen Distrikt Kullu. Robert hat schon die Hoffnung aufgegeben, er glaubt nicht, dass sein Sohn noch lebt – bis er Besuch von seiner Nichte Esther bekommt.
Esther ist Journalistin, sie hat als Kind bei Anne und Robert gelebt, nachdem ihre Eltern sich getrennt haben. Robert hat die achtjährige Tochter seiner Schwester bei sich aufgenommen. Anne fügte sich, hatte aber genug mit ihrer Schwangerschaft und später mit ihrem Baby zu tun, ihr Interesse für Esther hielt sich in Grenzen. Natürlich ist Annes mangelnde Fürsorge nicht spurlos an Esther vorbeigegangen, sie hielt sich an Robert und verließ im Alter von vierzehn ihre Pflegefamilie, um von da an bei ihrem Vater zu leben.
Kurz nach Torrans Verschwinden hat Esther einen vielbeachteten Artikel geschrieben, in dem sie Anne als eine schlechte Mutter darstellt. Evie liest den Artikel und kontaktiert Esther, sie erzählt ihr, dass sie Torran vor nicht allzu langer Zeit im Sunshine House, einer Art Kommune, kennengelernt hatte. Esther beschließt, nach Indien zu fliegen, um Anne diese Information persönlich zu übermitteln.
Die beiden Frauen machen sich gemeinsam auf den Weg zum Sunshine House. Geführt und begleitet werden sie von einem ortskundigen Bergführer. Es wird eine lange und beschwerliche Reise, auf der die beiden ihre konfliktreiche Beziehung aufarbeiten.
Die Kapitel sind abwechselnd aus Annes und Esthers Sicht geschrieben, in den mit „Früher“ betitelten Kapiteln erinnert sich Anne an ihre erste Begegnung mit Robert, ihr Elternhaus, das sie als 18jährige verlassen hatte, die ersten Jahre mit Torran, der von klein auf mehr mit Robert als mit ihr verbunden war, das Leben mit der unglücklichen Esther, von der sie sich abgelehnt fühlte.
Zu Anne habe ich keinen emotionalen Zugang gefunden, ich habe sie als eher kalt wahrgenommen, Esther hingegen mochte ich sehr. Ich hatte Mitleid mit dem kleinen Mädchen, das von der Mutter verlassen wurde und bei Onkel und Tante leben musste, einer Tante, die sie nicht dahaben wollte.
Das Ende passt gut zu Annes Geschichte. Sie macht auf der Reise eine bewundernswerte Entwicklung durch, auch wenn sie mir bis zuletzt nicht sympathisch geworden ist.
Ich habe Sunbirds sehr gerne gelesen, habe mit Anne und Esther Teile des Himalaya durchquert, fand die Aussteiger, die die beiden kennengelernt haben, sehr interessant und ihre Geschichten berührend. Mein Lieblingscharakter war Robert, der den Verlust seines Sohnes zwar sehr betrauert, aber sein Leben trotzdem stillschweigend weiterlebt.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die sich auf die Geschichte einer Frau und Mutter auf der Suche zu sich selbst einlassen möchten.