Ist nicht jede Suche auch eine Suche nach sich selbst?
Ist nicht jede Suche auch eine Suche nach sich selbst? Mit ihrem Roman "Sunbirds" ist der in Schottland geborenen und in London lebenden Autorin Penelope Slocombe eine atmosphärisch sehr dichte Geschichte gelungen, die mich als Leser nicht unberührt gelassen hat. In 'Sunbirds' werden viele existenzielle Fragestellungen angerissen. Die Frage nach dem richtigen Leben: Aussteigen und zu sich selbst finden, den Weg der Spiritualität wählen oder den eher westlichen Lebenskonzepten eines Strebens nach Erfolg folgen? Wie umgehen mit 'dem verlorenen Sohn'? Sich auf eine nicht enden wollende Suche begeben und weiterhin hoffen, oder ihn für tot erklären um endlich abschließen zu können? Und genau das ist der Stoff, an dem die Autorin die Handlung ihres Buches aufbaut. Anne und Robert haben ihren Sohn vor sieben Jahren auf einer Indienreise verloren; keine Nachricht, kein Hinweis auf seinen Verbleib. Robert glaubt nicht mehr daran, dass sein Sohn nochlebt, Anne hingegen hofft noch. Die Nichte Esther, Journalistin, erhält einen Hinweis auf den möglichen Verbleib des Sohnes. Anne lässt Robert zurück und begibt sich mit Esther nach Indien; immer wieder gibt es weitere Spuren und Hinweise in dem einen oder anderen 'Aussteigercamp'; und je länger Annes Suche andauert, desto mehr beginnt sie sich zu fragen, ob ihr Sohn überhaupt gefunden werden will und ob sie das Recht hat, ihn zu finden; Anne beginnt sich zudem mehr und mehr zu fragen, wie ihr eigenes weiteres Leben aussehen soll; und so wird aus der Suche nach dem verlorenen Sohn eine Suche nach sich selbst.