Loslassen und sich finden

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leseratte1310 Avatar

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Seit sieben Jahren ist Anne auf der Suche nach ihrem Sohn Torran, der mit achtzehn Jahren spurlos aus seinem Hotel in einem indischen Bergdorf verschwand. Anne hat nie aufgegeben, ihn zu finden. Dafür hat sie alles zurückgelassen – ihr Leben in Schottland, ihren Mann Robert und sich selbst. Dann erhält ihre Nichte Esther einen Hinweis. Die beiden Frauen machen sich auf den Weg in den Himalaya, um Torran zu finden.

Die Autorin Penelope Slocombe erzählt die Geschichte aus wechselnden Perspektiven. Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke auf die frühere Zeit. Der Schreibstil ist einfühlsam und fast schon poetisch. Die Handlungsorte sind wundervoll beschrieben.

Anne kann die Suche nach ihrem Sohn nicht aufgeben. Immer wieder keimt Hoffnung auf und sie geht neuen Hinweisen nach. Und immer wieder gibt es Enttäuschungen. Auf ihrer Suche stellt sie sich die Frage, ob sie als Mutter alles richtig gemacht hat und gibt sich die Schuld am Verschwinden ihres Sohnes.

Robert ist in Schottland geblieben, denn für ihn kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem er sich sicher war, dass Torran nicht mehr lebt.

Esther hat eine Zeitlang bei Anne und Robert gelebt. Sie ist Journalistin und hat einen Artikel über Torrans Verschwinden geschrieben, der zum Bruch mit Anne führte. Aber nicht nur dieser Konflikt steht zwischen den Frauen, bei Esther gibt es noch Verletzungen, die aufgearbeitet werden müssen. Werden sich Anne und Esther wieder annähern?

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn eines der Kinder einfach verschwindet. Jeder verarbeitet das wohl anders. Anne geht bei ihrer Suche an ihre Grenzen. Wird sie ihren Sohn finden? Oder wird sie loslassen müssen?

Das Ende des Romans hatte ich so nicht erwartet, aber es ist für mich schlüssig.

Ein schöner und emotionaler Roman, den ich gerne empfehle.