Macht traurig und glücklich zugleich

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mitherzundbauch Avatar

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„Sunbirds“ von Penelope Slocombe, übersetzt von Britt Somann-Jung ist ein hinreißend schönes Debüt, sprachlich wie inhaltlich.

Vor sieben Jahren hat Anne ihren Sohn Torrance zum letzten Mal gesehen. Er hatte damals sein Hotel in einem indischen Bergdorf verlassen und ist verschwunden. Die Suche nach ihm verlief erfolglos. Doch dann soll es neue Hinweise geben, wie ihre Nichte Esther ihr berichtet und Anne schöpft neue Hoffnung. Sie hat längst alles aufgegeben, ihre Ehe, ihr Leben und sich selbst auch. Wird sie nun endlich finden, wonach sie so lange gesucht hat? Gibt es Antworten auf die drängenden Fragen in ihr?

Der Roman ist leise erzählt und entblättert seine Geheimnisse nur Stück für Stück. Und doch drängt uns die Autorin mit ihrem Schreiben weiterzulesen. Wir begleiten Anne und Esther nach Indien in eine Welt, die meiner eigenen fremd ist und komplett andere Vibes ausstrahlt. Wir suchen mit ihnen nach Torran, jagen Hinweisen hinterher und halten an unterschiedlichen Stationen mit ihnen inne.
Der Roman macht nachdenklich. Er konfrontiert uns mit dem Loslassen unserer Kinder, mit dem Suchen und vielleicht nicht Finden. Was bleibt von mir, was bleibt von einem „uns“, wenn das „wir“ nicht mehr intakt ist?

Ich habe viele Stellen markiert und bin sehr glücklich, dass ich mich während des Lesens mit einer Freundin austauschen konnte. Damit wurde das Leseerlebnis noch intensiver.

Fazit: Ein leiser Roman, der laut in mir nachhallt. Ein Roman, der mich traurig und glücklich zugleich zurücklässt. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die poetische Romane mögen und manchmal auch nicht wissen, wo eine Suche beginnt und wo sie endet…