Neues Leben im Exil

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dany_87 Avatar

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In dem Roman „Svendborg 1937“, geschrieben von Tanja Jeschke, erschienen im Pirus Verlag, begleiten wir die jüdische Familie Dinkelspiel auf ihre Reise nach Dänemark. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Urlaubsreise in den Sommerferien. Die Familie hat nicht vor nach dem Sommer in das von Nazis besetzte Deutschland zurückzukommen. In Svendborg, einem kleinen verschlafenem Dorf auf der Insel Fünen, wollen sich die Dinkelspiels bei einer alten Tante ein neues Leben aufbauen.

Der Roman wird aus der Sicht der mittleren Tochter, Meret, erzählt und spielt hauptsächlich in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1937. Dabei erfahren wir viel über das Einleben der Familie, die alles hinter sich lassen musste und irgendwie versuchen muss ein neues Leben in der Fremde zu beginnen. Kleine Alltagsanekdoten, Rückblicke auf das Leben in Deutschland, Hoffnungen und Wünsche der beiden Schwestern. Insbesondere Ricarda, die ihre große Liebe in Deutschland zurückgelassen hat, hofft darauf bald mit diesem nach Israel auszuwandern. Im Laufe des Jahres begegnen beide Schwestern zwei eng mit Berthold Brecht verbundenen Frauen. Ricarda freundet sich mit Ruth Berlau an, die sie ans Theater nach Kopenhagen mitnimmt und Meret findet in Grete eine Bezugsperson.

Der Roman ist sehr einfühlsam geschrieben und obwohl die Thematik schwere Kost ist, wird die Stimmung immer wieder durch kleine alltäglichen Freuden aufgeheitert, ohne dabei zu sehr zu verharmlosen oder die Ausgangslage schönzureden. Aber mir hat es gefallen, dass die Hoffnung, die die Familie in sich trägt, immer wieder zum Vorschein kam. Insgesamt wirkt das Buch sehr authentisch und kommt mir eher wie eine wahre Geschichte, als ein Roman vor. Der Schreibstil hat mir gefallen und ich mochte besonders die gewählte Sichtweise. Ich finde es gut, dass die Autorin nicht Ricarda als Protagonistin gewählt hat, obwohl ihre Wünsche und Ambitionen höher gesteckt sind, als die der Schwester. Der Roman macht für mich genau diese normale Sichtweise von Meret aus. Sehr große Leseempfehlung.