Beeindruckend, berührend und spannend

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corsicana Avatar

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Was für ein Buch! ich bin immer noch ganz benommen.

Aber jetzt von Anfang an:
Sweetgirl - das hört sich nach seichter Unterhaltung an. Alleine aufgrund des Titels hätte ich das Buch eher nicht gelesen. Aber dann habe ich doch mal in die Leseprobe rein gelesen. Und danach war klar: Dieses Buch muss ich lesen. Und es hat sich gelohnt, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Protagonistin ist die 16jährige Percy, die viel zu früh erwachsen werden musste. Daher ist sie eher herb-burschikos: Sie raucht, hat die Schule abgebrochen und sie hat eine freche Schnauze - und ein großes Herz. Deshalb fährt sie auch eines abends trotz Schneesturms los, um ihre Mutter zu suchen. Diese ist mal wieder auf Drogen und soll sich auf der Farm eines Drogendealers befinden. Und die Mutter hat die Winterjacke und die Handschuhe mitgenommen, Percy zieht also nicht besonders winterfest angezogen los, ihr Auto bleibt in einer Schneewehe stecken und so muss sie den Rest des Weges zur Farm zu Fuß zurücklegen. Und auf der Farm findet sie ihre Mutter nicht - sie findet nur den Drogendealer, dessen ebenfalls zugedröhnte Freundin, einen stinkenden Tierkadaver - und ein schreiendes, halb erfrorenes Baby, das in einem Bettchen liegt, das halb zugeschneit ist . Denn das Fenster steht offen. Und als das Baby hilfesuchend einen Finger von Percy ergreift - da ist es um Percy geschehen. Sie muss dieses Baby retten und in ein Krankenhaus bringen.
Dumm nur, dass ihr Auto feststeckt und ihre Mutter die Telefonrechnungen nicht bezahlt hat und sie deshalb kein funktionierendes Handy hat. Also macht sich Percy zu Fuß mit dem Baby auf den Weg durch die tief verschneiten Wälder - und mitten hinein einen Blizzard. Hilfe findet sie in der Hütte eines väterlichen Freundes, gemeinsam setzen sie den Weg fort. Allerdings gejagt vom Drogendealer und seinen Freunden, denn das Baby soll wiedergefunden werden.

Und es entwickelt sich eine spannende, chaotische Jagd, die zu einigen Toten führt - was jedoch eher tragisch und mehr aus Zufall passiert - denn die Drogensüchtigen gehen alles andere als planvoll vor.


Das ganze Buch ist geprägt von einer großen Menschlichkeit und versinkt trotzdem nicht in Kitsch oder Mitleid. Auch wenn die Protagonisten fast alles Menschen am Rande der Gesellschaft sind, die sich mühsam durch ihr Leben kämpfen.

So auch Percy, die mit frechen Reden, Mut und Humor ihr Leben meistert. Und das Baby "Sweetgirl" nennt - denn so hat ihr Mutter sie als Kind - in den "guten" Momenten - genannt. Und diese Tatsache lässt die ganze Geschichte noch einmal in einem Gesamtzusammenhang erscheinend. Und dies bricht einem als Leser fast das Herz.

Dieses Buch ist eine gut ausbalancierte Mischung aus Tragödie, Komödie und Krimi. Es ist das Debüt eines amerikanischen Autors, von dem man hoffentlich noch viel lesen wird.
In den USA vergleicht man "Sweetgirl" bereits mit "True grit" oder "Winter Bones", beides Bücher, die ich jetzt bald einmal lesen werde.