Kurzes Vergnügen

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sago Avatar

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Der Autor Travis Mulhauser fängt die Stimme der 16jährigen Protagonistin Percy eindringlich ein. Auf manchen mag sie für ihr Alter zu reif wirken. Tatsächlich kann vorzeitige Reife aber typisch sein für Kinder von Drogensüchtigen. Percys Mutter ist wieder einmal im Drogensumpf verschwunden. Auf der Suche nach ihr findet Percy im Haus des Drogendealers Shelton das völlig verwahrloste Baby Jenna und nimmt es zur Rettung mit.

Shelton und seine zwielichtigen Kumpane eröffnen eine durch Drogen vernebelte, zum Teil aberwitzige Suche nach dem Kind, die in Schnee und Eiseskälte fast wie zufällig zu einigen Toten führt. Auch die oft paranoide Wahrnehmung des nahezu weggetretenen Shelton fängt der Autor sehr authentisch ein. Die Dialoge, die er mit seinen Spießgesellen führt, haben ein paar wenige Längen. Besonders gefiel mir die differenzierte Beschreibung von Shelton, die den Charakter plastisch werden lässt.

Der Roman ist eine stets spannende Lektüre, für mich persönlich aber mit nur rund 250 Seiten bei weitem zu kurz. Zwar schafft es Mulhauser, eine runde, zu einem befriedigenden Ende führende Geschichte zu erzählen. Ich persönlich bevorzuge aber eben wirklich dicke Bücher.

Das schwarz-weiße Cover mit dem Spuren im Schnee passt gut zum winterlichen Setting. Allerdings ist es damit nach meinem Geschmack so unauffällig, dass es mir in der Buchhandlung nicht aufgefallen wäre. Und das wäre wirklich schade gewesen.