Sehr fokussiert auf ein Thema!

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igela Avatar

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Nele Rickmers, 52 Jahre alt, fühlt sich wie ein Walross unter Flamingos. In dem Hamburger Immobilienbüro, in dem sie arbeitet, ist sie die Einzige mit Übergewicht. Kurzentschlossen nimmt sie Urlaub und bucht zwei Fastenwochen im Hotel Seemöwe auf Sylt. Was sie sich als einfach vorgestellt hat, wird zur Tortur. Und zeigt ihr gleichzeitig neue Perspektiven für ihr Leben auf.

Die Figur Nele ist überzeugend und authentisch charakterisiert. Gleich zu Beginn, und sehr schnell, spürt man beim Lesen ihre Unzufriedenheit mit sich selbst. Durch ihr Gewicht wird sie eigenbrötlerisch und geht immer seltener unter die Leute. Was wiederum die Beschäftigung Naschen und leider zu wenig Bewegung nach sich zieht. Ein Teufelskreis.
Doch im Lauf der Geschichte macht Nele eine absolut nachvollziehbare Entwicklung durch und wird stärker, bestimmter und sozialer.
Das Grundthema Übergewicht zieht mehrere Unterthemen, wie Essstörung oder Ernährung in der heutigen Zeit mit sich. Diese wurden gut in die Story eingewoben und stiften Nele zur Selbstreflektion an. So zeigt sich am Beispiel von der Protagonistin, wie eine Essstörung von klein an antrainiert werden kann.
Doch die Story beinhaltet auch Themen wie No Plastc oder diverse Sportarten wie Qigong oder Yoga. Ersteres passt so ganz und gar nicht in die Handlung rein und zweites war mir zu langatmig beschrieben.
Der innere Schweinehund gerade im Bezug auf Sport oder gesunde Ernährung kennt wohl nicht nur Nele, sondern jeder von uns. Ich denke, damit man sich auf dieses Buch einlassen kann, sollte man nicht mit einer Topfigur gesegnet sein. Denn dann wird wohl das immer wiederkehrende Thema Abnehmen und / oder Gewichtsprobleme langweilig.
Im Zentrum der Story steht Nele... und das immerzu, denn Perspektivwechsel gibt es keine. Da Nele eine absolut sympathische und authentische Figur ist, hat mich das jedoch nie gestört.
Ein grosser Teil der Geschichte handelt auf Sylt. Und die Insel ist so beschrieben, dass bei mir Sehnsucht nach Meer, Strand und Wärme aufkam. Allerdings wurden hier Passagen eingeflochten, die für mich eindeutig zur Rubrik " Seitenfüller " gehörten. Wie zum Beispiel die lange Abhandlung zu Austern und Austernfischen.
Den Schreibstil von Claudia Thesenfitz, von der ich schon mehr gelesen habe, empfand ich wieder als frisch und unterhaltsam. Wenn auch oft zu sehr auf das Hauptthema und die Protagonistin fokussiert.