Bedächtige Welle

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Man kann den Titel ruhig wörtlich nehmen, denn das Auf und Ab von Maxens Familie gleicht einer Welle, wie bei allen Familien, und hat sich alljährlich auch auf Sylt abgespielt. Zudem wird das Schwimmbad von Westerland ebenso genannt.
Der Autor erzählt von der Kindheit und Jugend. Die Hauptrolle darin spielen seine Großeltern väterlicherseits, Lore und Ludwig. Auch der Vater und seine Brüder mischen in den Erinnerungen kräftig mit. Kaum erwähnt wird die Mutter. Es ist, als gäbe es sie gar nicht. Eigentlich eine Männerwelt in den Stürmen der Nordseeinsel, befehligt von General Oma Lore, das unbestrittene und unerschütterliche Oberhaupt der Familie.
Mit Omma Lore und Oppa Ludwig verbringt Max nun also drei Tage lang den letzten Urlaub auf Sylt, außerhalb der Saison, in einer Ferienwohnung, in einem Wohnblock gelegen.

Die Sprache ist eingängig, unkompliziert, plastisch und lebendig. Spannung gibt es selten, und ich habe vergebens auf eine Stelle gewartet, die dem brennenden Strandkorb auf dem Cover entspricht. Es ist ein angenehmes Lesen, und den eisigen Wind, das frostig kalte Wasser spürt man beinahe selbst auf der Haut. Die Personen sind allesamt liebenswert, wenn auch im Fall der resoluten Oma mit einer Schale, an der man sich die Zähne ausbeißt.
Da es sich um einen Roman handelt, entspricht vermutlich nicht alles so ganz genau der Wahrheit, aber das muss es auch nicht. Diese Familiengeschichte berührt, und die meisten Leser werden wohl Ähnlichkeiten zu ihrer eigenen Verwandtschaft entdecken.
Für mich war es ein gedanklicher Ausflug an die Nordsee, die ich noch nicht kennengelernt habe. Das Buch könnte all jenen gefallen, die Sylt lieben oder gern wissen möchten, wie es dort außerhalb der Saison sein könnte.