Berührend, mit viel Nähe, ein schöner Roman über Generationen hinweg

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
jonne_10 Avatar

Von

Der Erstlingsroman von Max Richard Leßmann ist für mich gelungen, sehr sogar. Ich lese ihn als Syltliebhaberin und fühle mich gleich am Anfang wohl und wie auf einigen Wolken. Von denen aus mag ich den Beginn im Zug und die etwas sperrigen U-Boot-Gedanken, auf die ich schnell treffe.

Auf Sylt angekommen ist es wie im Urlaub zu Hause. Der Wind weht und mit beiden Beinen fest auf Sylter Bahnhofsboden stehend fängt mein Abenteuer mit dem Erzähler gemeinsam richtig an. Ich stelle schnell fest, dass der Sprach- und Wortwitz mir gut gefallen. Er hat die nötige Tiefe wie auch Schwere, aber zum Lachen gibt es auch einiges. Die Charaktere sind pointiert gefeilt und einige springen auch noch am nächsten Tag im Kopf herum, in beide Richtungen, was ich mag. Es ist ein Buch zum durch den Tag mitnehmen.

Ein oder - so stelle ich es auf der Lesereise fest – das Hauptthema ist die Familie im Gesamten. Zwar stehen die Großeltern väterlicherseits im Vordergrund, aber ich erlebe bunt und in zärtlichen Details mehrere Generationen, abgeleitet von den Hauptfiguren Oma Lore und Opa Ludwig. Beides Kinder des 2. Weltkrieges. Ein Thema, das besonders die Figur Ludwig bewegt.

Der Erzähler Max trägt durch die Urlaubszeit in vielen Anekdoten und Erinnerungen im Rahmen von aktuell gebuchtem Urlaub von 3 Tagen auf Sylt mit seinen Großeltern, und dies ein letztes Mal. Vorher regelmäßig mit beiden gecampt habend ist dieses Mal vieles anders, auch dass das Campen einem Apartment weicht. Die Anekdoten reichen von lustig bis detailverliebt magenumdrehend. Letzteres macht nicht wirklich was aus, denn nach ein wenig sacken lassen breitet sich wahlweise Erinnerung an eigene Kindheit oder an frühere Späße von Opa aus. Beides bringt zum Lachen. Berührend sind viele Situationen, die der Erzähler Max aufmalt, was das Hauptgeschenk dieses liebenswerten Romans ist. Die Sprache ist punktgenau und es geht stellenweise viel bergab mit den eigenen (tränenden) Emotionen im Gepäck und viel bergauf mit leicht prustendem Lachen. Das mag ich sehr an diesem Großelternurlaub. Manches Mal gelingt, sich im eigenen Inneren betroffen zu fühlen, so viel sei verraten, das ist bei mir im Urlaubstag 2.

Mir ist der Abschied am Ende sehr kurz geraten, obwohl ich verstehen kann, weshalb.

Das schöne Buchcover von der Künstlerin Jessine Hein mag ich sehr.

Eine runde Sache und für jeden, der Geschichten mit und aus der Familie gern hat.