Die Geschichte einer Großelterngeneration

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fiinii Avatar

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Der Roman "Sylter Welle" erzählt die Geschichte von Max Großeltern Lore und Ludwig. Anlass dafür bietet ein gemeinsamer Kurzurlaub nach Sylt.

Und so beginnt auch die Geschichte am Sylter Bahnhof, an dem Max mit reichlich Verspätung ankommt und von Oma Lore abgeholt wird. Die folgenden drei Tage werden mit eingeflochtenen Rückblenden in die familiäre Vergangenheit geschildert.
Dabei werden auch weitere Familienmitglieder in die Geschichte verwebt. Eine hervorgehobene Rolle spielen vor allem Lores und Ludwigs Kinder - Max Vater und seine zwei Onkel, Jacob und Andreas.

Unter anderem weil der Roman die Unverwechselbarkeit der Großelterngeneration zum Thema hat, wird das Gefühl erzeugt, Oma Lore und Opa Ludwig gut zu kennen. Die Geschichte der beiden ist authentisch und fasst eine*n als Leser*in an.
Gewissermaßen bietet der Roman auch die Möglichkeit, in die eigene Kindheit einzutauchen und Erlebnisse mit den Großeltern zu erinnern.

Der Autor schafft es, komisch und gleichzeitig melancholisch von seinen Großeltern zu erzählen, die sich wegen ihrer unterschiedlichen Religionszugehörigkeit gar nicht hätten treffen dürfen.
Wortwitzig wird von der von Essensrückständen gezeichneten Margarine zum Abendbrot oder von der Jagd auf ein verletztes Hermelin berichtet.
Gleichzeitig ist der Text zutiefst bewegend, wenn er den Tod eines lieben Menschen verhandelt.

Max, der in den Augen seiner Großeltern "ein Esser" ist - also jemand mit ausgeprägtem Appetit, der deswegen großelterliche Anerkennung genießt - ist eigentlich sehr wählerisch, wenn es um Essen geht. Bei seinen Großeltern aber schafft er es den Status des "Essers" zu erhalten, "weil Dinge, die mir andernorts unerträglich scheinen, bei meinen Großeltern zumindest gerade so eben aushaltbar waren." So kommt er anschließend zu dem Schluss: "Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist das eine ziemlich präzise Definition von Liebe."
Und mit genau dieser Liebe wird Lores und Ludwigs Lebensgeschichte erzählt: mit der tiefen und bedingungslosen Verbundenheit, die aufgrund des Verwandtschaftsgrads, lediglich Familienmitgliedern vorbehalten ist.
Eine klare Leseempfehlung!