Eine vorerst letzte Reise mit den Großeltern

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„Sylter Welle“ von Max Richard Leßmann gewann übers Buch hinweg für mich immer mehr an Stärke, wobei ich leider zugeben muss, dass mich der Roman nicht voll überzeugen konnte. Rahmenhandlung ist die dreitägige Reise von Enkel Max, welcher seine Großeltern Lore und Ludwig auf Sylt besucht. Großartig und überaus lebendig wurden dabei lokale Besonderheiten und das grundsätzliche Lebensgefühl auf Sylt eingearbeitet. Man meint das Meer fast schon zu riechen und kann sich den Urlaubsalltag dort gut vorstellen. Ansonsten geht es allerdings gar nicht so viel um den aktuellen Besuch. Vielmehr verliert sich Max immer wieder in alten Erinnerungen und zeigt so ein breites Bild, seiner doch gewöhnungsbedürftigen Familie, auf. Nicht immer ist erzählerisch leicht zu erkennen wo sich die Protagonist:innen gerade zeitlich befinden. Max schweift nämlich von einem zum nächsten Absatz ab, um dann doch wieder in die Jetzt-Zeit zurückzukehren. Dennoch mochte ich den Schreibstil des Buchs recht gerne. Trotz der fragmentarischen Erzählweise fand ich mich gut zurecht und konnte den Schilderungen stets folgen. Größere Probleme hatte ich mit den Charakteren an sich. Denn in dieser Familie herrschte doch sehr viel Kälte, Bitterkeit und ein äußerst gewöhnungsbedürftiger Umgang miteinander. Mir persönlich waren die allermeisten Figuren einfach von Grund auf unsympathisch, weswegen ich gerade auch in der ersten Hälfte des Buchs kaum Verbindung zu diesen aufbauen konnte. Zum Ende hin gab es dann doch noch einige rührende Szenen, welche mich etwas mit der Handlung versöhnten. Alles in allem bleibt es für mich aber ein gemischtes Leseerlebnis, welches ich leider nur mit 3 Sternen bewerten kann.