Liebevoll-melancholisch-selbstironische Ode an die Großeltern

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jutsi Avatar

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Ein brennender Strandkorb = eine Idylle in Flammen!? Diese Assoziation weckte das Cover von „Sylter Welle“ von Max Richard Leßmann in mir. Eine explosive Konfrontation wie vermutet, habe ich im Buch nicht gefunden. Trotzdem finde ich das Cover mehr als passend, denn wie bei einem Ölgemälde lässt der Autor Geschichte für Geschichte, Anekdote für Anekdote, wie Schicht für Schicht ein Bild von seinen Großeltern entstehen. Dabei betrachtet er sie mit liebevollem Blick, erzählt oft selbstironisch, pointiert und in teils poetischer Sprache von ihren Eigenarten und kehrt dabei auch die Schwächen nicht unter den Teppich. Lore und Ludwig – sie wurden für mich sofort greifbar, mit wenigen Sätzen auf wenigen Seiten. Feinfühlig und ehrlich behandelt Leßmann auch schwierige Themen wie Alter, Angst, Abschied und Trauer. Wie fühlt es sich an, wenn die eigenen Großeltern plötzlich sehr alt werden? Mich hat das Buch an vielen Stellen berührt, aber auch oft schmunzeln lassen.

Bisher kannte ich den Autor nur über seinen Instagram Kanal, auf dem er mit seinen kurzen Gedichten mit nur wenigen Worten Gefühle perfekt auf den Punkt bringt. Dies gelingt ihm auch in seinem Roman, den ich in einem Rutsch durchgelesen habe. Eine wunderbare Lektüre für lange, laue Sommernächte und eine große Leseempfehlung!