Spannend und zugleich erschreckend

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mufflpuff Avatar

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Systemfehler war mein erster Roman von Wolf Harlander und hat mich absolut gefesselt. Wie es für moderne Thriller fast schon üblich ist, erzählt Harlander aus vielen verschiedenen Perspektiven und an vielen verschiedenen Orten, sodass ich am Anfang Angst hatte, dass es etwas zu unübersichtlich wird, diese Sorge war jedoch unbegründet, da sich die Handlungsstränge gut ineinander fügten. Zwischendurch wurden immer wieder fiktive Zeitungsberichte, interne Geheimdienstdokumente und Absprachen zwischen den europäischen Behörden abgedruckt, die einen Einblick in Strukturen und Verhaltensmuster, die Berichterstattung und die Hilflosigkeit auf allen Seiten gab.
Dass an manchen Stellen auch Kritik geäußert werden könnte, ist klar. Warum sollte ein Computerexperte wie Daniel Farben in einem schlecht bezahlten Marketing-Job arbeiten, wenn er so gute IT-Kenntnisse hat, wie sie im Laufe des Buches zutage treten? Auch die Behörden wirken teils sehr wenig daran interessiert, eine schnelle Aufklärung herbeizuführen, da die Politik nur wenig Druck ausübte. Dies sind aber eher Details, die der Unterhaltung keinen Abbruch tun.
Sprachlich ist die Geschichte rund und flüssig zu lesen, der Spannungsaufbau ist gut gelungen. Alles in allem ein wirklich gelungener Thriller, der die Gefahr von Cyberattacken auf die öffentliche Infrastruktur und die damit verbundene Hilflosigkeit in vielen Bereichen beleuchtet. Für mich auch ein gewisser Weckruf, dass man sich nicht blind auf IT-Systeme verlassen darf und immer einen "Plan B" haben sollte. Die geschilderte Problematik wird von Jahr zu Jahr gefährlicher, da die jüngeren Generationen nicht mehr wissen, wie es ohne Technik und PC gehen könnte, da sie das nicht erlebt haben.
Von mir eine klare Leseempfehlung!