Tabu: Finger weg oder doch zugreifen?

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wolfgangb Avatar

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Kurzatmig und dennoch nicht atmlos.
Genauso liest sich die kurze Leseprobe aus "Tabu" von Casey Hill. Der Leser findet sich unmittelbar in der Einsatzbesprechung des pathologischen Analyseteams. Daß ein Kapitalverbrechen vorliegt, welches nur durch Schweiß und Scharfsinn der Hauptfigur(en) geklärt und gesühnt werden kann, liegt auf der Hand, immerhin macht bereits das eindringliche Coverbild klar, daß es sich um einen Thriller handelt. Die direkte Rede dominiert, auf Introspektion der Agierenden wird weitgehend verzichtet. Um die Motivation von Reilly Steel, der Hauptfigur und Leiterin des Teams zu ihrer Berufswahl zu verdeutlichen, wird im Prolog ein traumatisierendes Kindheitserlebnis angedeutet, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Hier sind also noch erhellende Rückblicke zu erwarten, die wohl dazu dienen werden, die besondere Verbissenheit Steels in ihre Arbeit zu untermauern.

Ganz offensichtlich orientiert sich das Autorenduo im vorliegenden Buch an der Narratologie amerikanischer Fernsehserien. Dieser Eindruck wird außerdem noch durch die szenische Gliederung verstärkt, ein Kapitel entspricht wohl einer Einstellung aus dem Skript zu einer TV-Show. Legt man es hier bewußt auf eine etwaige Verfilmung an, oder bemüht man sich, dem Rezensionsschema potentieller Leser in vorauseilendem Gehorsam zu entsprechen? Wie dem auch sei, der Beginn des Romans verspricht vor allem hauptabendliche Hochspannung im Kopfkino, rasante und wohl auch durchdacht scheinende Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger.