Rachefeldzug eines Psychopaten

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theresia626 Avatar

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Reilly Steel und ihre jüngere Schwester Jess lebten während ihrer Kindheit mit ihrem Vater in Kalifornien. Ihre Mutter hatte sie verlassen, deshalb oblagen Reilly sehr früh die mütterlichen Pflichten im Haushalt. Jetzt, viele Jahre später, Reilly Steel ist eine sehr erfolgreiche CSI-Spezialistin, kehrt sie Amerika den Rücken und zieht zu ihrem Vater in dessen Heimatland Irland. Der irische Police Commissionier hatte ihr angeboten, die Kriminaltechnische Abteilung (GFU) in Dublin auf den neuesten Stand zu bringen.  In den letzten vier Monaten hatte sie ihre Mitarbeiter im forensischen Labor motiviert und ihr Interesse an den Beweismitteln geweckt, „man mußte die Kleinigkeiten entdecken“.  Pete Kennedy und Chris Delaney bearbeiten ausschließlich Mordfälle im Stadtgebiet. Sie werden zu einem möglichen Mitnahmesuizid gerufen, zwei College-Studenten, ein Mädchen und ein Junge. Auch Reilly muß ihr Labor verlassen. Pete Kennedy steht der Neuen von der GFU sehr skeptisch gegenüber, Chris hingegen akzeptiert ihre Arbeitsweise. Reilly muß sich nicht nur bei ihrer Arbeit durchsetzen, sie hat auch noch ihren alkoholkranken Vater, um den sie sich Sorgen macht. Er kann nicht verkraften, was mit Jess vor vielen Jahren passiert ist. Mehr zu verraten, würde die Freude an dem Buch nehmen.

Tabu ist ein interessanter, sehr fesselnder Thriller, der sich sehr gut lesen läßt. Die Protagonisten sind gut ausgearbeitet, allen voran Reilly Steel und Chris Delaney. Beide sind mir von Beginn an sehr sympathisch, die Chemie stimmt zwischen ihnen. Ausgesprochen gut hat mir auch gefallen, daß Casey Hill (hinter diesem Pseudonym verbirgt sich die irische Bestsellerautorin Melissa Hill und ihr Ehemann Kevin) nicht die Tabuthemen, wie Inzest oder Kannibalismus bis ins letzte Detail ausgeschrieben haben. Ihre Andeutungen sind nur so weitreichend, daß der Leser sich seine eigenen Vorstellungen machen kann. „Bei allen Morden ging es darum, Menschen zu etwas zu zwingen, was ihnen zutiefst zuwider war.“ (S. 329) Die Autoren haben sich ausgiebig mit Siegmund Freud beschäftigt und nehmen Bezug auf seine Schrift  Totem und Tabu, eins seiner wichtigsten Werke. „Die Schrift war 1931 erschienen und erörterte Fragen der Archäologie, Ethnologie und Religionswissenschaft mit Hilfe der Psychologie. Freud untersuchte darin Erscheinungsformen kultureller Tabus …unter dem Gesichtspunkt ihrer Bedeutung und Wichtigkeit für Individuum und Gesellschaft. “ (S. 170) Eine sehr gut gelungene Gemeinschaftsproduktion, wobei man nicht erkennt, welcher der beiden Autoren sich welchen Figuren gewidmet hat. Auf eine Fortsetzung der Serie um Reilly Steel freue ich mich. Empfehlenswert für Liebhaber gelungener Krimikost.