Interesse an der Hamburger Hausbesetzerszene der 80er Jahre?

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pelztier65 Avatar

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Im Buch „Tage mit Milena“ von Katrin Burseg wird vor allem die Hamburger Hausbesetzerszene der Hafenstraße in den 80er Jahren und einige ihrer Protagonisten genauer unter die Lupe genommen. Schon das wunderschöne, impressionistisch warme Cover des Buches macht darauf aufmerksam, dass das eher eine Innenschau der beteiligten Personen ist als eine klassische Dokumentation. Das Panorama der Hafenstadt vom Wasser aus macht neugierig auf den Inhalt des Buches.
Die Erzählerin setzt sich darin mit bis heute unbewältigte Traumata aus dieser Zeit ihrer Jugend auseinander. Bisher verdecktes kommt wieder an die Oberfläche, als sie mit einer jungen Klimakleberin in Kontakt kommt. Auch wenn die vordergründigen Ziele anders erscheinen, gibt es doch Parallelen im menschlichen Verhalten über die Generationen hinweg. Es ist die Dynamik einer einsetzenden Radikalisierung, die sie unbewusst erkennt, spürt und verhindern will. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass die Ursachen dieser Radikalisierung oft tiefer liegen und nicht nur mit dem Offensichtlichen Thema der Aktion zu tun hat. Es sind oft eigene, scheinbar unlösbare Probleme, die den Weg in die Radikalität ebnen. Zunehmend sind es auch eigene offene Fragen aus der Vergangenheit, die die Erzählerin in einen Sog der Aufklärung treiben. Dabei versucht sie das junge Mädchen vor den Fehlern und Mustern der Vergangenheit zu bewahren.
Der Schreibstil ist flüssig. Man möchte das Buch nicht wieder aus der Hand legen, bis es fertig ist. Interessieren wird es Personen, die mehr über die Zeit der 80er Jahre in Hamburg und ihren Zeitgeist erfahren möchten.